Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg

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Der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg war die Folge mehrerer miteinander verbundener Ereignisse im Dezember 1941. Zunächst hatte Japan am 7. Dezember mit dem Überfall auf Pearl Harbor den Pazifikkrieg gegen die USA und Großbritannien eröffnet und anschließend beiden Staaten den Krieg erklärt. Mit der Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die USA vom 11. Dezember befanden sich die USA im Krieg mit allen Hauptparteien des Dreimächtepakts. Der europäisch-atlantische sowie der asiatisch-pazifische Konflikt verschmolzen dadurch zu einem globalen Konflikt. Formal bestätigt wurde dies auf der Washingtoner Arcadia-Konferenz, auf der am 1. Januar 1942 die Deklaration der Vereinten Nationen von den USA und weiteren 25 Staaten unterzeichnet wurde.

Als das Deutsche Reich 1939 in Europa den Krieg begann, der zum Zweiten Weltkrieg wurde, war die Bevölkerung der USA überwiegend isolationistisch eingestellt und lehnte einen Kriegseintritt mehrheitlich ab.

Isolationisten gab es sowohl innerhalb der Politischen Rechten als auch der Politischen Linken Amerikas.[1] Auf die militärischen Angriffe der Achsenmächte auf Staaten in Afrika, Asien und Europa und die anschließende Besetzung vieler Länder mit Truppen der Achsenmächte folgend hatte die amerikanische Regierung eine vorherige strikte Neutralitätspolitik bis Ende 1941 sukzessiv aufgegeben und begonnen, die verbliebenen Gegner der Achsenmächte zu unterstützen.

Allgemein

Die drei Regionalmächte, die nach dem Ersten Weltkrieg ein kriegerisches Expansionsdenken verfolgten (Italien mit spaziole vitale, Deutschland mit Lebensraum im Osten und Japan mit der Großostasiatischen Wohlstandsspähre), hatten nach einer Zeit intensiver Kriegsvorbereitung zahlreiche Länder überfallen und standen mit ihnen im Krieg. Ende 1941 erklärten sie auch den Vereinigten Staaten den Krieg, nachdem Japan zuvor Pearl Harbor angegriffen hatte.

Politik vor dem Zweiten Weltkrieg

Die USA traten nach dem Ersten Weltkrieg dem Völkerbund nicht bei, sondern konzentrierten sich auf einen nationalistischen und isolationistischen Sicherheitskurs, indem der ganze amerikanische Kontinent als western hemisphere zum Einflussbereich zählte. Mit dem Washingtoner Flottenabkommen wurde 1922 eine multilaterale Rüstungsbeschränkung vereinbart, mit der eine Begrenzung bei bestimmten Schiffstypen erfolgte. In einem Viermächteabkommen vereinbarten die USA, Großbritannien, Frankreich und Japan, dass man die Territorien der jeweils beteiligten Staaten anerkannte und respektierte. Für jegliche Auseinandersetzung wäre der diplomatische Weg zu suchen. Nicht geregelt wurden dabei jedoch Japans Ansprüche gegenüber China. In einem weiteren Neun-Mächte-Vertrag von 1922 gelang es den USA die unterzeichnenden Staaten eine Regelung für China zu finden, der einem allgemeinen freien Marktzugang für alle beteiligten Länder ermöglichte, was allerdings gleichzeitig den Wünschen und Bedürfnissen Japans in Asien entgegenstand, da das Land selber über keine ausreichenden eigenen Rohstoffressourcen verfügte.[2]

Mit dem inszenierten Mukden-Zwischenfall 1931 und der folgenden Besetzung der Mandschurei begann eine neue imperiale und kriegerische Expansion Japans.[3]

Von 1935 bis 1939 hatte der Kongress der Vereinigten Staaten, beeinflusst von der Tätigkeit des Nye Committee, das die Profite der amerikanischen Rüstungsindustrie während des Ersten Weltkriegs und der amerikanischen Friedensbewegung, fünf Neutralitätsgesetze verabschiedet, die jede Intervention in auswärtige Konflikte verboten, ohne dabei einen Unterschied zwischen dem Aggressor und dem Opfer der Aggression zu machen.[4]

Den amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt ließ seit 1933 die Sorge nicht los, dass die aggressive Politik des japanischen Kaiserreichs, des nationalsozialistischen Deutschland und des faschistischen Italien die Welt über kurz oder lang erneut in den Krieg stürzen könnte. 1935 während des Abessinienkrieg, unterstützten die USA das Embargo des Völkerbunds gegen den Aggressor Italien.[5] Ebenso verurteilte Roosevelt beim Deutsch-britischen Flottenabkommen die Neigung den „Banditen-Nationen“ durch die Appeasement-Politik entgegenzukommen, denn die Gefahr die von Deutschland ausging bedrohte nach seiner Überzeugung nicht nur die Sicherheit der westlichen Welt, sondern überhaupt die Fundamente der Zivilisation. Am 5. Oktober 1937 forderte der Präsident in einer berühmt gewordenen Rede, die aggressiven Mächte unter politische „Quarantäne“ zu stellen. Nach dem Münchner Abkommen 1938 verfestigte sich bei Roosevelt die Befürchtung das ein neuer Weltkrieg bevorstand und das in ihm die europäischen Westmächte unterliegen würden und dann auch Amerika als letzte Zufluchtstätte für die menschliche Zivilisation bedroht wäre. Seine Bemühungen eine geschlossene Abwehrfront der Demokratien gegen die Diktatoren zu schaffen scheiterten jedoch innen- und außenpolitisch.[6]

Die zunehmend auf Krieg hindeutenden Ereignisse in Europa und der seit 1937 laufende Krieg in Asien ließen als für die Vereinigten Staaten eine Verstärkung der Rüstungsanstrengungen geboten erscheinen, so wurde auch mit dem Naval Expansion Act vom Mai 1938 Kurs auf eine „Zwei-Ozean-Flotte“ genommen.

Im Winter 1938/39, nach der deutschen Annexion des Sudetenlandes, führte das amerikanische Joint Planning Committee eine Neubewertung der strategischen Optionen der Achsenmächte für einen Einbruch in die westliche Hemisphäre durch, aus der es die sogenannten Rainbow-Pläne für die Abwehr eines solchen Angriffs ableitete.

Nach dem Bruch des Münchner Abkommens durch die Zerschlagung der Tschechoslowakei verhängten die USA am 17. März 1939 einen Strafzoll in Höhe von 25 % auf alle Importe aus Deutschland. Dies betrachtete die deutsche Regierung als Erklärung eines Wirtschaftskrieges.[7] In seiner Quarantäne-Rede vom 5. Oktober 1937 hatte er sich, indem er die internationale Isolation Deutschlands, Italiens und Japans forderte, deutlich als Gegner der Achsenmächte positioniert. Das japanische Massaker von Nanking 1937/38 und die Nazi Barbarei der Novemberpogrome 1938 schreckten die Weltöffentlichkeit auf.[8]

Das deutsche Auswärtige Amt betrieb unter der Leitung von George Sylvester Viereck in den späten 1930er Jahren bis in den Zweiten Weltkrieg hinein eine umfangreiche Kampagne zur Beeinflussung von US-Senatoren und Repräsentanten, die die Amerikaner davon überzeugen sollte, dass Deutschland nicht zu besiegen sei, die Gesetzgeber dazu zu bringen die Neutralität zu befürworten und den deutsch-amerikanischen Handel aufrechtzuerhalten. Eine Operation des britischen Geheimdienstes stoppte die Kampagne und Viereck wurde unter dem Foreign Agents Registration Act angeklagt. Die deutsche Regierung gab Millionen Dollar aus um den deutschfreundlichen John L. Lewis als demokratischen Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen 1940 anstatt Roosevelt aufstellen zu lassen. Die deutsche Botschaft in Washington bezahlte Reisekosten für isolationistische Kongressabgeordnete und finanzierte ganzseitige Zeitungsanzeigen mit der Forderung „Stoppt den Marsch in den Krieg!“.[9]

Politik nach Kriegsbeginn in Europa

Entwurfsskizze der Panamerikanischen Sicherheitszone

Präsident Roosevelt, dessen Sympathien wie die der meisten Amerikaner eindeutig auf Seiten der Westmächte lagen, verfolgte eine vorsichtige, aber doch zielstrebige Politik der Unterstützung der Alliierten bei gleichzeitiger Wahrung der Neutralität. Im Januar 1939 sprach sich Roosevelt in einer Botschaft an den Kongress für eine Änderung der Neutralitätsgesetze aus, was bei den Abgeordneten zuerst keine Mehrheit fand. Einige Tage später bat der Präsident das Haus für zusätzliche Gelder für Militärflugzeuge sowie die Luft- und Seeraumverteidigung. Im April setzte der Präsident ein Gesetz in Kraft, das über 500 Mio. US-Dollar für die Verstärkung von Militäranlagen im Pazifik und der Karibik vorsah.[10]

Sobald er vom Überfall auf Polen erfuhr, rief er sein Kabinett zusammen und stellte klar, dass eine amerikanische Intervention nicht in Frage kam. Roosevelt bekräftigte dies vor der amerikanischen Öffentlichkeit in einem Kamingespräch am 5. September 1939. Im November 1939 änderte der amerikanische Kongress schließlich auf sein Drängen die Neutralitätsgesetze und genehmigte den Verkauf von Kriegsmaterial an kriegführende Staaten.[11] Bedingung war jedoch sofortige Bezahlung und Transport der Ladung durch nichtamerikanische Schiffe, weshalb die betreffende Bestimmung als Cash-and-carry-Klausel bekannt wurde. Diese begünstigte Staaten mit großen Geldreserven und starker Kriegsmarine und nutzte in Europa Großbritannien und Frankreich und in Asien Japan zu Lasten Chinas.[12]

Nach dem deutschen Überfall auf Polen bekräftigten die USA mit allen amerikanischen Staaten außer das zum Commonwealth gehörende Kanada in der Panama-Konferenz ihre Neutralität und reklamierten eine dreihundert Seemeilen breite panamerikanische Sicherheitszone, um ihre maritimen Handelswege zu schützen.[13] Der deutsche Versuch, durch U-Boot-Angriffe auf Frachtschiffe eine Seeblockade um die britischen Inseln zu errichten, brachte die Vereinigten Staaten noch näher an die Seite Großbritanniens. Die US-Marine begann mit einer Neutralitätspatrouille die Überwachung der Schifffahrt im westlichen Atlantik.[4]

In seinen im Radio übertragenen Kamingesprächen gelang es Roosevelt in den kommenden zwei Jahren, die Amerikaner nach und nach von seinem außenpolitischen Kurs der Nichtkriegführung zu überzeugen. Am 20. Mai 1940, während des laufenden Westfeldzugs der Wehrmacht, gab das Committee to Defend America by Aiding the Allies seine Gründung bekannt und rief zur materiellen und moralischen Unterstützung der Alliierten im Kampf gegen Deutschland ohne Kriegsteilnahme (short of war) auf. Auf Fragen von Pressevertretern, wo der Unterschied zwischen einer Politik „kurz vor einem Krieg“ und „im Krieg“ war, antwortete Roosevelt stets ausweichend.[4]

Im Juni 1940 nahm Roosevelt mit Frank Knox als Marineminister und Henry L. Stimson als Kriegsminister zwei prominente frühere Mitglieder republikanischer Regierungen in sein Kabinett auf. Von beiden konnte er erwarten, dass sie als Falken aktiv für die amerikanische Kriegsbereitschaft als auch für Hilfen an Großbritannien eintreten würden.[14]

Am 10. Juli 1940, nach dem Fall Dänemarks und Norwegens sowie der Beneluxstaaten und Frankreichs, bekräftigte Roosevelt vor dem Kongress seinen Wunsch, die Vereinigten Staaten aus dem Krieg herauszuhalten, betonte aber auch, dass dies nicht bedingungslos gelte: Die Nation würde jeden Angriff auf sie oder die westliche Hemisphäre zurückschlagen. Der Fall Frankreichs habe gezeigt, dass eine nur teilweise Landesverteidigung unzureichend sei: „Unsere Pläne für nationale Sicherheit müssen daher vollständige Verteidigung umfassen“. Sechs Tage später wurde der Selective Training and Service Act verabschiedet, mit dem erstmals die Wehrpflicht in Friedenszeiten eingeführt wurde.[15] Am 19. September 1940 erlangte der Two-Ocean Navy Act Gesetzeskraft, der eine Vergrößerung der United States Navy um 70 % binnen sechs Jahren vorsah.[16]

Im September 1940 wurde der isolationistische America First Committee gegründet. Der Century Club dagegen warb interventionistisch für eine Kriegsteilnahme.[17]

Im November 1940 richtete der amerikanische Chief of Naval Operations Admiral Harold R. Stark ein Memorandum (sog. Plan Dog Memo) an den Präsidenten, in dem er die Bedrohung, die von einer möglichen Niederlage Großbritanniens ausging, als für die Sicherheit der USA folgenschwerste darstellte. Daher müsse vorrangig die Fähigkeit zur Führung offensiver Operationen in Europa und Afrika hergestellt werden. Um einen gleichzeitigen unbegrenzten Konflikt im Pazifik zu verhindern, müsse Japan von einer weiteren Expansion in Südasien durch verstärkte amerikanische Präsenz, die im Notfall das Halten dieser Gebiete erlaubte, abgehalten werden.

Nachdem er 1940 mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt worden war, hielt Roosevelt am 6. Januar 1941 seine programmatische Vier-Freiheiten-Rede vor dem Kongress, in der er einmal mehr klar Position in Bezug auf die Notwendigkeit der Verteidigung von Freiheit und Demokratie gegen die Aggression der Tyrannei, wie sie von den Achsenmächten verkörpert wurde, bezog.[18] Dies war laut dem amerikanischen Historiker David F. Schmitz der „Wendepunkt in der Politik des Präsidenten“: Roosevelt warb um Unterstützung des Kongresses bei der von ihm geplanten Ausweitung der Rüstungsausgaben und der Lieferung von Kriegsmaterial an die noch verbliebenen Demokratien. Daneben wurden auch die amerikanischen Streitkräfte aufgerüstet. Bereits im Dezember 1940 hatte Roosevelt die Idee des Arsenal of Democracy aufgebracht, das auf der Überzeugung beruhte, Demokratie und die freiheitlichen Werte der Vereinigten Staaten könnten nicht überleben, wenn der Nationalsozialismus Europa beherrschte.[19]

Von 1940 auf 1941 vervierfachten sich die amerikanischen Streitkräfte auf eine Mannstärke von nun mehr 1,6 Millionen Mann[20] und die Rüstungsproduktion stieg auf 4,5 Milliarden Dollar pro Jahr.

Am 27. Mai 1941 erklärte Roosevelt auf Anregung von Harry Hopkins den unbefristeten nationalen Notstand, der ihm weitere Befugnisse zugestand als der seit 1939 geltende begrenzte nationale Notstand (limited emergency).[18][21]

Deklaration der Vereinten Nationen, Washington 1. Januar 1942

Nach dem Überfall auf Pearl Harbor erklärte Roosevelt in einer Radioansprache am 9. Dezember 1941, Deutschland und Japan würden bei ihrer Kriegsführung einem gemeinsamen Plan folgen und folglich seien Deutschland sowie Italien als Mächte zu betrachten, die sich als im Kriege mit den Vereinigten Staaten ansähen.

Auf ihrer ersten regulären Kriegskonferenz, der Arcadia-Konferenz in Washington, D.C. vom 22. Dezember 1941 bis 14. Januar 1942, bekräftigten die USA und Großbritannien ihre vorherigen Vereinbarungen über die „Germany first“-Strategie, nach der zuerst Deutschland besiegt werden sollte, bevor man sich der Niederringung Japans zuwandte. Auf dieser Konferenz unterzeichneten die Vereinigten Staaten am 1. Januar 1942 auch die Deklaration der Vereinten Nationen, die ihren Eintritt in die Anti-Hitler-Koalition an der Seite von 25 weiteren Staaten, darunter Großbritannien, die Sowjetunion und China, markiert und die jeden unilateralen Separatfrieden mit den drei Hauptgegnern Deutschland, Japan und Italien ausschloss.

Verhältnis zum Deutschen Reich und Italien

In einer Meinungsumfrage vom Herbst 1939 sprachen sich 95 % der US-Amerikaner gegen eine Kriegserklärung der Vereinigte Staaten an Deutschland aus. In weiteren Umfragen wünschten 84 % einen Sieg der Westmächte und 82 % gaben Deutschland die Schuld am Krieg.[22]

Aufgrund der amerikanischen Neutralität konnten amerikanische Journalisten wie William L. Shirer in Deutschland und später im besetzten Europa weiterarbeiten und die amerikanische Bevölkerung über die dramatischen Folgen des am 1. September ausgebrochenen Krieges umfassend informieren. Deutschland hatte im Sommer 1941 seine Kampfzone im U-Boot-Krieg bis in die Gewässer um Island ausgedehnt.[23] Nach dem Zwischenfall zwischen dem amerikanischen Zerstörer USS Greer und dem deutschen U-Boot U 652 im Atlantik gab Roosevelt die Direktive shoot on sight („bei Sichtung schießen“) aus, wobei die amerikanische Zurückhaltung nach der Versenkung der Robin Moor durch U-69 im Mai 1941 in Berlin mit Erleichterung aufgenommen wurde.[24] Weitere Zwischenfälle im Nordatlantik wie die Torpedierung der USS Kearny und die Versenkung der USS Reuben James ereigneten sich im Oktober 1941 und führten nicht dazu, dass Deutschland oder die USA die Schwelle zum Krieg überschreiten wollten.[25]

Am 11. Dezember 1941 erklärten Deutschland und Italien den USA den Krieg. Danach erklärte Roosevelt am gleichen Tag mit Autorisierung durch den Kongress den Kriegszustand zwischen beiden Staaten.[26]

Verhältnis zum Vereinigten Königreich

Die USA unterstützen Großbritannien seit Kriegsausbruch sowohl psychologisch als auch materiell. Im Mai 1940 kam allerdings es zur Tyler-Kent-Affäre, als der amerikanische Botschaftsmitarbeiter in London Tyler Kent, der eine Intervention der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg ablehnte, dechiffrierte Telegramme zwischen Roosevelt und Churchill an Anna Nikolajewna Wolkowa weitergab, die dem deutschfreundlichen und rechtsextremen Right Club angehörte. Über sie gelangte die Korrespondenz an den Clubgründer und Politiker Archibald Maule Ramsay. In der Korrespondenz hatten sich Roosevelt und Churchill über die aktuelle Kriegslage und Hilfslieferungen für London ausgetauscht. Nachdem der MI5 den Geheimnisverrat aufgedeckt hatte, wurden am 20. Mai 1940 Kent und Wolkowa sowie nach Aufhebung seiner Immunität als Abgeordneter des Unterhauses Ramsay verhaftet.[27]

Am 2. September 1940 schlossen die Vereinigten Staaten mit Großbritannien das „Zerstörer-für-Stützpunkte-Abkommen“, durch das 50 ältere Zerstörer an Großbritannien und Kanada abgegeben wurden. Damit sicherten sich die USA Rechte zur Einrichtung von vorgeschobenen Militärbasen auf den Bahamas, Jamaika, Britisch-Guayana und diversen anderen britischen Besitzungen im Westatlantik. Angesichts der deutschen Bombardierung englischer Großstädte befürworteten breite Teile der amerikanischen Öffentlichkeit diese erste direkte Militärhilfe für Großbritannien.[28] Mit dem kriegführenden Kanada wurde in der Ogdensburg-Vereinbarung vom August ein Beratungsgremium (Permanent Joint Board on Defence) zur Erhöhung der Sicherheit an den atlantischen und pazifischen Grenzen vereinbart. Die Überlassung von Militärstützpunkten an die USA lehnte Kanada ab.[29]

Im März 1941 unterzeichnete er das von beiden Kammern verabschiedete Leih- und Pachtgesetz.[30] Am 6. Mai 1941 wurde das von Japan angegriffene China in das Programm aufgenommen. Die Exilregierungen von Belgien, Norwegen, Polen und den Niederlanden folgten kurz darauf. Ab dem August 1941 folgte eine Serie von lateinamerikanischen Ländern, damit diese mit Gütern zum Ausbau der Küstenverteidigung versorgt werden konnten.[31] Die gewaltige Summe von sieben Milliarden Dollar, der der Kongress zugestimmt hatte, stieg im verlauf des Kriegs auf mehr als 50 Milliarden an.[4]

Präsident Roosevelt unterzeichnet das Leih- und Pachtgesetz, März 1941

Über das zu Dänemark gehörende Grönland war bereits im April 1941 eine Vereinbarung zwischen US-Außenminister Cordell Hull und dem dänischen Botschafter Henrik Kauffmann getroffen worden, die den USA die Errichtung von Stützpunkten auf der Insel erlaubte.[32]

USS Kearny im Hafen von Reykjavík, zwei Tage nachdem sie von U-568 torpediert wurde. Das Loch auf der Steuerbordseite mittschiffs ist deutlich zu erkennen. Dahinter der US-Zerstörer USS Monssen.

Im Juli dieses Jahres landeten die USA nach Zustimmung des Premierminister Hermann Jónasson Truppen auf Island, um die Briten von der Aufgabe der Verteidigung der Insel zu entlasten und um von hier aus den freien Schiffsverkehr nach England besser schützen zu können.

Im August 1941 verkündeten Winston Churchill, der britische Premierminister und Roosevelt die Atlantik-Charta. Diese proklamierte die „endgültige Zerstörung der NS-Tyrannei“ und wurde Gründungsdokument der demokratischen Weltordnung der Nachkriegszeit.[33] Sie war geprägt vom deutschen Überfall auf die Sowjetunion und orientierte sich an Woodrow Wilsons 14-Punkte-Programm von 1918. Obwohl Roosevelt sich nicht auf die von Admiral Stark im November 1940 vorgeschlagene Strategie festlegen wollte, begannen im Januar 1941 getarnte britisch-amerikanische Stabsgespräche auf Basis von Starks Memorandum.[34] Im Mai 1941 tauschten beide Länder offizielle Militärmissionen aus. Der Kriegsplan der USA unter dem Codenamen Rainbow 5 wurde an die ABC-Vereinbarungen angepasst und ging von einem gleichzeitigen Krieg in Europa und im Pazifik aus, in dem Großbritannien und die Vereinigten Staaten Alliierte wären.[35] Unter der Leitung von Albert Wedemeyer, einem Offizier der War Plans Division des War Department, wurde im Sommer 1941 der sogenannte Victory-Plan für eine den Erfordernissen eines Zweifrontenkrieges angepasste Bereitstellung von Truppen und Kriegsmaterial ausgearbeitet.[36]

Verhältnis zur Sowjetunion

Anfang Oktober 1941 wurde auf einer Konferenz in Moskau die Erweiterung des Lend-Lease-Programms auf die Sowjetunion vereinbart. Die Vereinbarung (1. Moskauer Protokoll) sah bis zur Mitte des folgenden Jahres die Lieferung von Waffen und kriegswichtigen Gütern an die Sowjetunion im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar vor.[37]

Politik nach Kriegsbeginn in Asien

Machtbereich der imperialen Mächte in Asien/Pazifik 1939

Das aufstrebende Japanische Kaiserreich war seit 1936 bzw. 1937 mit dem Deutschen Reich unter Hitler sowie Italien unter Mussolini im Antikominternpakt verbündet, bemühte sich jedoch um die Vermeidung eines Kriegs mit den USA, mit denen es in der Frage des japanischen Kriegs gegen China immer wieder zu diplomatischen Spannungen gekommen war. Am 22. Dezember 1937 proklamierte Tokio eine Großostasiatische Wohlstandssphäre, einen japanisch dominierten Großraum, dessen Grenzen unbestimmt blieben.

Bereits nach Beginn des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges am 7. Juli 1937 entschlossen sich die Vereinigten Staaten zu einer Unterstützung Chinas, die aber wegen der Neutralitätsgesetze und der immer noch starken Isolationisten im Kongress sehr begrenzt blieb.[4] Lediglich ein „moralisches Embargo“ wurde im Juli 1938 verhängt, das heißt, Roosevelt bat Firmen, ihren Export von Militärgüter nach Japan freiwillig einzuschränken oder zu beenden.[38] Roosevelts Strategie gegenüber dem Expansionismus Tokios war es, Japan im Zaum zu halten, da ihm die Gefahr durch das nationalsozialistische Deutschland deutlich größer zu sein schien. Ein Krieg im Pazifikraum hätte die europäischen Westmächte von ihren Ressourcen in den Kolonien abgeschnitten und musste daher vermieden werden. Gleichzeitig durften die Vereinigten Staaten Japan nicht erlauben, noch mächtiger und damit eine Bedrohung amerikanischer Interessen im Pazifik zu werden.[39] Dass ein Krieg an beiden Fronten die USA vor erhebliche Schwierigkeiten stellen würde, war dem Präsidenten durchaus bewusst.[4]

Die Rainbow-Pläne des Winter 1938/39 erweiterten die nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen „farbcodierten“ Pläne, wie den War Plan Orange für einen möglichen Krieg gegen Japan, um die Möglichkeit eines Mehrfrontenkrieges im Atlantik und Pazifik. Dabei ging man anfänglich noch davon aus, dass man, bei gleichzeitiger Unterstützung der europäischen Demokratien gegen Deutschland, sich militärisch hauptsächlich im Pazifik gegen Japan würde engagieren müssen.[40]

Als abschreckende Maßnahme gegen einen japanischen Kriegseintritt war die US-Pazifikflotte im Mai 1940 nach ihren jährlichen Übungen um Hawaii nicht zu ihren Basen an der amerikanischen Westküste zurückgekehrt, sondern verblieb auf einer vorgeschobenen Position in Pearl Harbor. Der unerwartet schnelle Zusammenbruch Frankreichs im Juni 1940 und die drohende Gefahr eines deutschen Angriffs auf Großbritannien über den Kanal verschärften die Bedrohungssituation für die Vereinigten Staaten erheblich, da damit nicht nur die atlantische Verteidigungsposition ins Wanken geriet, sondern auch Japan sich ermutigt fühlen könnte, die Besitzungen der europäischen Mächte in Südostasien anzugreifen, was langfristig zur Errichtung einer japanischen Hegemonie über weite Teile Asiens führen würde.

Angesichts der ausbleibenden Erfolge im Krieg gegen China drängte die japanische Armeeführung seit Anfang 1940 darauf, nach Süden loszuschlagen, um Chiang Kai-sheks Truppen die Nachschubwege abzuschneiden. Damit war eine militärische Besetzung im Gegensatz zu einer bloßen Ausdehnung der Seemacht zur Unterstützung der ökonomischen Durchdringung Südostasiens gemeint. Dass dies das Risiko eines Krieges mit den Vereinigten Staaten stark erhöhen würde, war allen beteiligten klar, wurde aber in Kauf genommen.[41] Als Japan im Sommer 1940 begann, auf die französischen Behörden in Indochina Druck zur Überlassung von Stützpunkten auszuüben, reagierten die USA mit dem Verbot der Ausfuhr von Maschinenteilen, Flugbenzin und Schrottmetall nach Japan.[42] Japans Unterzeichnung des sich indirekt gegen die USA richtenden Dreimächtepakts Ende September 1940 verhärtete nur noch die Fronten. Die grundlegenden Entscheidungen, die in Tokio im Sommer dieses Jahres getroffen worden waren, liefen in der Konsequenz auf einen Krieg auch mit den USA hinaus. Die Wirtschaftskraft des Landes für schien zwar dafür zu schwach, auch die japanischen Militärattachés, die bei westlichen Regierung akkreditiert waren, warnten vor diesem Kurs. Doch die Kaiserlich Japanische Marine verfolgte ihren expansiven Kurs immer weiter.[43]

Nach dem japanischen Einmarsch in den südlichen Teil Französisch-Indochinas im Juli 1941 ließ Roosevelt die japanischen Guthaben einfrieren[26] und ordnete die Verstärkung der amerikanischen Verteidigung auf den Philippinen, damals als Commonwealth der Philippinen ein Außengebiet der Vereinigten Staaten, unter dem neuen Befehlshaber Douglas MacArthur an.

Im August 1941, nach der völligen japanischen Besetzung Französisch-Indochinas, froren die USA japanische Guthaben in den USA ein und verhängten die USA gemeinsam mit Großbritannien und Niederländisch-Indien ein Embargo auf die Ausfuhr von Erdöl nach Japan.[4] Dieses war zu 90 % seines Bedarfs von diesen Importen abhängig, rund die Hälfte seiner Einfuhren hatte es zuvor aus den USA bezogen. Laut dem amerikanischen Historiker Gerhard L. Weinberg war die Entscheidung zum Krieg gegen die USA, Großbritannien und die Niederlande, denen man das ölreiche Niederländisch-Indien wegnehmen wollte, allerdings schon vorher gefallen.[44]

Amerikanischer Nachbau der PURPLE-Maschine im National Cryptologic Museum in Fort Meade, Maryland

In den USA war man seit 1941 dank der langjährigen Anstrengungen zahlreicher in Militärdiensten stehender Kryptoanalytiker zum Nachbau der RED- und PURPLE-Maschine sowie anderer von den Japanern verwendeter Codes in der Lage, den abgehörten diplomatischen und teilweise den militärischen verschlüsselt ablaufenden Nachrichtenverkehr mit einiger zeitlicher Verzögerung mitzulesen.[45] Die so gewonnenen Informationen, die man als „Magic“ (dt. Magie) bezeichnete,[46] unterlagen jedoch einer so strengen Geheimhaltung, dass wichtige Informationen über die japanischen Kriegsvorbereitungen teilweise nicht die zuständigen amerikanischen, militärischen Dienststellen erreichten, was sich im Hinblick auf Pearl Harbor später als verhängnisvoll erweisen sollte.[47]

Die Angriffsverbände, die Pearl Harbor angriffen, hielten absolute Funkstille, so dass sie nicht entdeckt werden konnten.[48]

Japan greift die Vereinigten Staaten an

Bereits am 19. September 1940, noch vor der Unterzeichnung des Dreimächtepakts, hatte der japanische Premierminister Konoe Fumimaro behauptet, das Land sei bereit für einen Krieg gegen die USA, selbst wenn er lang dauern sollte. Eine Woche später erklärte Marineminister Nagano Osami, Japan bereite sich auf einen solchen langen Krieg vor.[49] Laut Gerhard L. Weinberg entschied die so genannte Verbindungskonferenz, ein aus Vertretern der Regierung und des Militärs zusammengesetztes Gremium am 12. und 15. Juni 1941, die Stoßrichtung nach Süden zu verlagern, in vollem Bewusstsein, dass dies zum Krieg gegen Großbritannien, die Niederlande und die USA führen würde.[50] Der britische Historiker Evan Mawdsley datiert den Beginn von Japans Abrutschen in den Krieg auf eine Kaiserliche Konferenz im Juli 1941, bei der beschlossen wurde, gegen Thailand und Französisch-Indochina vorzurücken; von der Möglichkeit, dadurch in einen Krieg mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten verwickelt zu werden, wollte man sich nicht abschrecken lassen.[51]

Am 16. Oktober 1941 trat Konoe zurück, nachdem die auf der Kaiserlichen Konferenz vom 6. September gesetzte Frist zur Erreichung einer Einigung mit den USA abgelaufen war. Der bisherige Heeresminister Tōjō Hideki, der zuvor eine Aufweichung der Verhandlungsposition gegenüber den USA abgelehnt hatte, übernahm die Regierung.[52] Am 26. November überreichte die US-Regierung den Vertretern Japans die von Außenminister Cordell Hull formulierte Hull-Note, die unmissverständlich den Rückzug der japanischen Truppen aus China und Indochina als Vorbedingung für weitere Verhandlungen über die Aufhebung des Ölembargos forderte. Dies wurde in Japan nur als letzte einer Reihe von Provokationen aufgenommen. Am selben Tag wurde die japanische Angriffsflotte nach Pearl Harbor in Marsch gesetzt. Am 27. November wurden alle US-Militäreinheiten im Pazifik in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Am 1. Dezember gab Kaiser Hirohito dem von Tōjō geführten Kronrat sein endgültiges Einverständnis für den Angriff.[53] Der entsprechende Befehl wurde am nächsten Tag an die Flotte übermittelt.[54] Am Abend des 6. Dezember wandte sich Präsident Roosevelt noch einmal in einer persönlichen Friedensbotschaft an Kaiser Hirohito.[55]

Brennende amerikanische Schiffe nach dem Angriff auf Pearl Harbor

Admiral Yamamoto hatte – möglicherweise unter dem Eindruck des erfolgreichen britischen Luftangriffs auf die italienische Flotte in Tarent – über mehrere Monate einen Überraschungsangriff auf Pearl Harbor entwickelt und im Oktober unter Rücktrittsdrohungen durchgesetzt. Dieser Plan stand konzeptionell gegen die bisherige realistischere japanische Kriegsstrategie, die eine Kriegseröffnung mit einem Südvorstoß im Pazifik vorsah und eine Aussicht auf einen späteren Kompromissfrieden gehabt hätte.[56]

Am 7. Dezember überfiel Japan ohne Kriegserklärung die amerikanische Pazifikflotte im Hafen von Pearl Harbor auf Hawaii. Dieser Angriff kostete 2.400 Menschen das Leben. Darüber hinaus wurden 8 Schlachtschiffe und 11 weitere Kriegsschiffe versenkt oder schwer beschädigt. Für Japan erwies er sich als strategische Katastrophe, da sich die Amerikaner nach diesem unprovozierten Angriff für einen Krieg bis zur Kapitulation Japans entscheiden würden. Taktisch war es falsch, an einem Sonntag die Flotte in seichten Gewässern zu versenken, da die Schiffe wieder gehoben werden konnten und die Verluste beim dienstfreien ausgebildeten Militärpersonal gering waren.[57] Weitere Angriffe fanden an den nächsten Tagen auf Guam, den Philippinen, Wake und Midway statt.

Die Kriegserklärung Japans

Präsident Roosevelt unterzeichnet die Kriegserklärung an Japan

Mit diesem Angriff und der anschließenden Kriegserklärung Japans an die USA und Großbritannien war die Diskussion über einen möglichen Kriegseintritt der USA beendet. Am 8. Dezember hielt Roosevelt vor dem in gemeinsamer Sitzung versammelten Kongress seine Rede, in der er den Tag des Angriffs als “a date which will live in infamy” (deutsch: „ein Datum, das immer ein Tag der Schande sein wird“) bezeichnete. 81 Prozent der Amerikaner verfolgten die Rede am Radio, was die höchste Einschaltquote der amerikanischen Geschichte darstellt. Unmittelbar im Anschluss erklärte der Kongress mit nur einer Gegenstimme (der der Pazifistin Jeannette Rankin) den Kriegszustand mit Japan. Die Vereinigten Staaten waren zum Teilnehmer im Zweiten Weltkrieg geworden.

Bedeutung

Bis Dezember 1941 war zwar bereits in Europa, Asien und Afrika gekämpft worden. Zu einem „veritablen Weltkrieg“ wurden diese Einzelkonflikte, wie der Historiker Jörg Echternkamp schreibt, erst durch den japanischen Überfall auf Pearl Harbor, die darauffolgenden Kriegserklärungen der USA und Großbritanniens und der Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die Vereinigten Staaten am 11. Dezember 1941.[58] Gerhard Weinberg datiert die Ausweitung des Krieges auf die ganze Welt auf den Juni 1942, als der Kongress der Vereinigten Staaten den Kriegserklärungen an die kleineren Achsenmächte Bulgarien, Ungarn und Rumänien zustimmte.[59]

Forschungsmeinungen

Ob Roosevelt den Eintritt der USA in den Weltkrieg aktiv anstrebte, ist in der Forschung umstritten. Gerhard L. Weinberg interpretiert die Politik des Präsidenten zwischen dem Kriegsausbruch in Europa und dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor als den Versuch, Großbritannien und ab Juni 1941 auch die Sowjetunion gegen Deutschland zu unterstützen, ohne es zu einem regulären Krieg kommen zu lassen. „Die einzige wirkliche Gefahr, daß wir [in einen Krieg] hineingeraten“, sah er laut einer Bemerkung vom 8. Dezember 1940 darin, dass „die Deutschen und die Japs [sic] irgendeine Dummheit machen“. Dabei stellte das nationalsozialistische Deutschland für ihn die größere Bedrohung dar: Im Konfliktfall sollte seine Niederwerfung die erste Priorität haben, während er hoffte, Japan ohne Krieg unter Kontrolle halten zu können. Falls es den Vereinigten Staaten aber doch den Krieg erklären sollte, sollten amerikanischen Großoffensiven im Pazifik erst nach dem Sieg über Deutschland beginnen.[60]

Der britische Historiker Ian Kershaw glaubt dagegen, dass Roosevelt mit seiner „short of war“-Strategie zwischen Neutralität und aktiver Kriegführung sein Land in den Krieg zwar nicht stürzte, aber es doch langsam in ihn hinein führte. Viele Monate vor dem vollen Kriegseintritt habe sein Kurs den Vereinigten Staaten jede Möglichkeit genommen, auf Distanz zum Krieg in Europa zu gehen und den Spielraum in Europa und Fernost immer kleiner werden lassen.[61]

Der amerikanische Historiker William E. Leuchtenburg nennt drei Auswirkungen von Roosevelts Strategie: Sie habe Großbritannien psychologische und teilweise auch materielle Unterstützung geboten, dem eigenen Land Zeit verschafft aufzurüsten und sie habe die Vereinigten Staaten zu einem aktiven, wenn auch nicht erklärten Kriegsteilnehmer gemacht.[4]

Noch entschiedener urteilt der amerikanische Historiker David F. Schmitz: Seiner Überzeugung nach „plante“ Roosevelt, „die Nation in den Krieg zu führen“, musste aber erst die Öffentlichkeit überzeugen: Die Mehrheit der Amerikaner stand nach dem Ausbruch des Kriegs in Europa zwar klar an der Seite Großbritanniens, befürchteten aber, ihr Land würde durch allzu direkte Hilfe in die Auseinandersetzung hineingezogen werden. Roosevelt sei demgegenüber von einer „internationalistischen Vision“ geleitet worden, „dass die Vereinigten Staaten die Rolle als Führer der Welt übernehmen und direkt am weltweiten Kampf gegen den Faschismus teilnehmen sollten“.[62]

Bis heute werden auch revisionistische Auffassungen vertreten, die Roosevelt unterstellen, er habe früher als zugegeben vom bevorstehenden Angriff gewusst und den Angriff ausgenutzt, um den Kriegswillen in den USA anzufachen. Hauptvertreter dieser Verschwörungstheorien zum Angriff auf Pearl Harbor sind bereits während des Krieges John T. Flynn, unmittelbar nach 1945 bis in die 1950er der Extremist Harry Elmer Barnes, der prominente Charles A. Beard, George Morgenstern, Charles Tansill, William Henry Chamberlin, Frederic R. Sanborn und Robert Alfred Theobald,[63] später etwa Anthony Kubek.

Literatur

  • Horst Boog, Werner Rahn, Reinhard Stumpf, Bernd Wegner: Die Welt im Krieg 1941-1943 - Band 1. 1. Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 1992, ISBN 3-596-11698-8.  (ursprünglich erschienen als Band 6 „Das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg“ veröffentlicht vom Militärischen Forschungsamt Freiburg)
  • Steven Casey: Cautious Crusade. Franklin D. Roosevelt, American Public Opinion and the War against Nazi Germany. Oxford University Press, Oxford [u. a.] 2001, ISBN 0-19-513960-7.
  • Waldo Heinrichs: Threshold of war. Franklin D. Roosevelt and American entry into World War II. Oxford University Press, New York/Oxford 1989, ISBN 0-19-506168-3.
  • Peter Herde: Pearl Harbor, 7. Dezember 1941. Der Ausbruch des Krieges zwischen Japan und den Vereinigten Staaten und die Ausweitung des europäischen Kriegs zum Zweiten Weltkrieg. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-07555-2. (Weitere Auflagen)
  • David Kaiser: No End Save Victory: How FDR Led the Nation into War. Basic Books, 2014, ISBN 978-0-465-01982-3.
  • Richard M. Ketchum: The Borrowed Years 1938–1941. America on the Way to War. Random House, New York NY 1989, ISBN 0-394-56011-6.
  • Michael Libal: Japans Weg in den Krieg. Die Aussenpolitik der Kabinette Konoye 1940/1941. Droste, Düsseldorf 1971, ISBN 3-7700-0254-7 (Zugleich: Dissertation. Universität Tübingen, 1968).
  • Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkrieges. DVA, Stuttgart 1995, (Engl. Erstausgabe: New York 1995), S. 266–293.

Weblinks

Wikisource: Pearl Harbor speech – Quellen und Volltexte (englisch)

Einzelnachweise

  1. Klaus Schwabe: Die Regierung Roosevelt und die Expansionspolitik Hitlers vor dem Zweiten Weltkrieg. Appeasement als Folge eines „Primats der Innenpolitik“?. In: Karl Rohe (Hrsg.): Die Westmächte und das Dritte Reich 1933–1939. Paderborn 1982, S. 112.
  2. Horst Boog, Werner Rahn, Reinhard Stumpf, Bernd Wegner: Die Welt im Krieg 1941-1943. Band 1. Von Pearl Harbor zum Bombenkrieg in Europa. Fischer, Frankfurt am Main 1992, S. 221 f.
  3. Richard Overy: Weltenbrand – Der grosse imperiale Krieg. Rowohlt, Berlin 2023, ISBN 978-3-7371-0145-5, S. 49 und 63.
  4. a b c d e f g h William E. Leuchtenburg: Franklin D. Roosevelt: Foreign Affairs. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, Zugriff am 8. Mai 2024.
  5. Robert Dallek: Franklin D. Roosevelt and American Foreign Policy, 1932-1945. Oxford University Press, 1995, ISBN 0-19-502457-5, S. 115.
  6. Schwabe: Die Regierung Roosevelt und die Expansionspolitik Hitlers vor dem Zweiten Weltkrieg. In: Rohe: Die Westmächte und das Dritte Reich 1933–1939. S. 105–107 und 131 f.
  7. Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. München 2007, S. 359.
  8. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. DVA 2008, ISBN 978-3-421-05806-5, S. 492.
  9. Benjamin Carter Hett: Eskalationen. Wie Hitler die Welt in den Krieg zwang. Ditzingen 2021, S. 331–333.
  10. Julie Nelson: American Presidents: Year by Year. Volumes 1–3: 1732–2000. Routledge, Oxon 2015, ISBN 0-7656-8046-7 (E-Book), S. 538 f.
  11. Julie Nelson: American Presidents: Year by Year. Volumes 1–3: 1732–2000. Routledge, Oxon 2015, ISBN 0-7656-8046-7 (E-Book), S. 538 f.
  12. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. DVA, Stuttgart 2008, S. 250.
  13. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen – Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs. DVA 1995, ISBN 3-421-05000-7, S. 105.
  14. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg,, S. 258 f.
  15. „Our plans for national security, therefore, should cover total defense.” David F. Schmitz: The Sailor. Franklin D. Roosevelt and the Transformation of American Foreign Policy. The University Press of Kentucky, Lexington 2020, S. 103.
  16. David F. Schmitz: The Sailor. Franklin D. Roosevelt and the Transformation of American Foreign Policy. The University Press of Kentucky, Lexington 2020, S. 103.
  17. William M. Tuttle Jr.: Aid-to-the-Allies Short-of-War versus American Intervention, 1940: A Reappraisal of William Allen White’s Leadership. In: The Journal of American History56, Nr. 4 (1970), S. 840–842.
  18. a b U.S. Department of State: Chapter XIII: European War 1941, in: Peace and War United States Foreign Policy 1931–1941. U.S. Government Printing Office, Washington, D.C., 1943.
  19. David F. Schmitz: The Sailor. Franklin D. Roosevelt and the Transformation of American Foreign Policy. The University Press of Kentucky, Lexington 2020, S. 96.
  20. „The Army numbered 1,643,477 […]“ in: Chapter 19: Between World Wars, in: American Military History. Center of Military History United States Army, Washington, D.C. 1989.
  21. David Roll: The Hopkins Touch – Harry Hopkins and the Forging of the Alliance to Defeat Hitler, Oxford University Press, 2013, ISBN 978-0-19-989195-5, S. 105 f.
  22. David M. Kennedy: Freedom from Fear: The American People in Depression and War, 1929–1945. Oxford University Press, 1999, ISBN 978-0-19-503834-7, S. 426–427).
  23. Solrun B. Jensdottir Hardarson: The 'Republic of Iceland' 1940-44; Anglo-American Attitudes and Influences. Journal of Contemporary History, Okt. 1974, Vol. 9, No. 4, S. 43–45.
  24. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. S. 503.
  25. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg 1940/41. S. 514–516.
  26. a b U.S. Department of State: Chapter XIV: Discussion With Japan 1941, Pearl Harbor, in: Peace and War United States Foreign Policy 1931–1941. U.S. Government Printing Office, Washington, D.C., 1943.
  27. Arnd Bauerkämper: Sicherheit und Humanität im Ersten und Zweiten Weltkrieg: Der Umgang mit zivilen Feindstaatenangehörigen im Ausnahmezustand. De Gruyter Oldenbourg, Berlin/Boston 2021, ISBN 978-3-11-052995-1, S. 718.
  28. David F. Schmitz: The Sailor. Franklin D. Roosevelt and the Transformation of American Foreign Policy. The University Press of Kentucky, Lexington 2020, S. 104.
  29. Larry D. Rose: Ten Decisions – Canada’s Best, Worst, and Most Far-Reaching Decisions of the Second World War. S. 141.
  30. Doris Kearns Goodwin: No Ordinary Time. Franklin and Eleanor Roosevelt. The Home Front in World War II. Simon & Schuster, New York 2008, S. 214.
  31. Lend-Lease: Its Origin and Development: Part I. Bulletin of International News, Ausgabe 22, Nr. 2, 20. Januar 1945, S. 57.
  32. Text der Vereinbarung, in: Peace and War. United States Foreign Policy 1931–1941 auf ibiblio.org, abgerufen am 15. September 2012.
  33. Hett: Eskalationen. S. 444 f.
  34. Chapter II: German Victories and American Plans, in: Maurice Matloff, Edwin M. Snell: Strategic Planning for Coalition Warfare, 1941–1942. The War Department, Washington D.C. 1990.
  35. Chapter III: British-American Plans January-November 1941, in: Maurice Matloff, Edwin M. Snell: Strategic Planning for Coalition Warfare, 1941–1942. The War Department, Washington D.C. 1990.
  36. Introduction, in: Charles E. Kirkpatrick: An Unknown Future and A Doubtful Present: Writing the Victory Plan of 1941. Center of Military History United States Army, Washington, D.C. 1992.
  37. Richard M. Leighton, Robert W. Coakley: Global Logistics and Strategy, Vol. 1. 1940–1943. Center of Military History, U.S. Army, Washington, D.C. 1995, S. 101 ff.
  38. Dale C. Copeland: Economic Interdependence and War. Princeton University Press, Princeton 2015, ISBN 978-0- 691- 16158-7, S. 175.
  39. David F. Schmitz: The Sailor. Franklin D. Roosevelt and the Transformation of American Foreign Policy. The University Press of Kentucky, Lexington 2020, S. 95 f.
  40. Chapter I: The War Plans, in: Maurice Matloff, Edwin M. Snell: Strategic Planning for Coalition Warfare, 1941–1942. The War Department, Washington D.C. 1990.
  41. Dale C. Copeland: Economic Interdependence and War. Princeton University Press, Princeton 2015, S. 179.
  42. U.S. Department of State: Chapter XII: Relations With Japan 1938–1940, in: Peace and War United States Foreign Policy 1931–1941. United States Government Printing Office, Washington, D.C., 1943.
  43. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1995, S. 276.
  44. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1995, S. 283.
  45. The Magic of Purple auf nsa.gov, abgerufen am 25. März 2024.
  46. Marshall, PURPLE and Pearl Harbor auf marshallfoundation.org, abgerufen am 25. März 2024.
  47. Red and Purple auf nsa.gov, abgerufen am 25. März 2024.
  48. Philip H. Jacobsen: Radio Silence of the Pearl Harbor Strike Force Confirmed Again: The Saga of Secret Message Serial (SMS) Numbers. Cryptologia, West Point, Band 31, Ausgabe 3, Juli 2007, S. 231 f.
  49. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1995, S. 277.
  50. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1995, S. 277.
  51. Evan Mawdsley: December 1941: Twelve Days That Began a World War. Yale University Press, New Haven 2011, ISBN 978-0-300-15445-0, S. 9.
  52. Atsushi Moriyama: The Southward Advance and Going to War with the United States: The Road to World War II, in: Masayuki Yamauchi, Yuichi Hosoya (Hrsg.): Modern Japan’s Place in World History. From Meiji to Reiwa. Springer, 2023, ISBN 978-981-19-9592-7, S. 95–110, hier S. 103 f.
  53. Peter Wetzler: Hirohito and War: Imperial Tradition and Military Decision Making in Prewar Japan. University of Hawai‘i Press, Honolulu 1998, ISBN 0-8248-1925-X, S. 200 f.
  54. Evan Mawdsley: December 1941 – Twelve Days that Began a World War. Yale University Press, 2011, ISBN 978-0-300-15445-0, S. 84.
  55. Mawdsley: December 1941, 2011, S. 144.
  56. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkrieges. DVA, Stuttgart 1995, S. 288 f.
  57. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkrieges. S. 292.
  58. Jörg Echternkamp: Das Dritte Reich. Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 45). Oldenbourg, München 2018, ISBN 3-486-59200-9, S. 83 f.; ähnlich William E. Leuchtenburg: Franklin D. Roosevelt: Foreign Affairs. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, Zugriff am 8. Mai 2024.
  59. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1995, S. 293.
  60. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1995, ISBN 3-421-05000-7, S. 266–274, das Zitat S. 269 f.
  61. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2010, S. 238.
  62. David F. Schmitz: The Sailor. Franklin D. Roosevelt and the Transformation of American Foreign Policy. The University Press of Kentucky, Lexington 2020, S. 95.
  63. Eugene C. Murdock: Zum Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1956, Heft 1, S. 93–114, hier S. 94, Fn. 1. (PDF; 1 MB)