Elektrorollstuhl-Hockey
Elektrorollstuhl-Hockey (abgekürzt: E-Hockey), auch Powerchair Hockey, wird vorwiegend von Menschen gespielt, die für ihre Mobilität auf einen Elektrorollstuhl angewiesen sind.
Diesen Behindertensport betreiben meist schwer Körperbehinderte mit den Behinderungsarten Muskelschwund (Muskelatrophie und Muskeldystrophie), spastischer Lähmung (Tetraspastik), Osteogenesis imperfecta (Glasknochenkrankheit), Spina bifida und Querschnittlähmung.
Spielfeld und Ziel
Elektrorollstuhl-Hockey wird auf einem mit Banden begrenzten Hallenspielfeld der Größe 28 m × 16 m gespielt. Die Tore messen 2,40 m (Länge) × 0,40 m (Tiefe) × 0,20 m (Höhe) und sind wie beim Eishockey so aufgestellt, dass auch hinter dem Tor gespielt werden kann. Das Ziel einer Mannschaft ist es, den gelochten Plastikball (Umfang des Balles: 22,4 bis 23,5 cm) mittels eines Hockeyschlägers ins gegnerische Tor zu befördern. Die Mannschaft, die nach der regulären Spielzeit von 2 × 20 min mehr erzielte Tore hat, ist der Gewinner des Spiels. Ein E-Hockey-Team besteht aus vier Feldspielern, einem Torwart und fünf Ersatzspielern.
Regeln
Der Torwart muss seinen Hockeyschläger fest an seinen Elektrorollstuhl montiert haben, wobei die einzuhaltende Form, Maße und Abstände des speziellen Hockeyschlägers entsprechend den Regeln eingehalten werden müssen. Die Feldspieler können Feld- und Eishockeyschläger jeder Art einsetzen. Sie können ihre Hockeyschläger entweder frei in der Hand halten oder bei nicht ausreichender Muskelkraft regelkonform an ihren Elektrorollstuhl montieren. Wegen der bestehenden Funktionseinschränkungen an den Armen und Händen, ganz besonders bei Spielern mit geringer Muskelkraft, spielt der Einsatz der Motorkraft des Elektrorollstuhles eine bedeutende Rolle.
Aufgrund der unterschiedlichen Behinderungen sind manche Spieler stärker eingeschränkt als andere. Um im Spiel dennoch Chancengleichheit zu gewährleisten, wurde 2004 ein offizielles Klassifizierungssystem eingeführt. So werden den Spielern abhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten (Bewegungsradius, Muskelkraft etc.) Punktwerte zugeordnet, die von 0,5 (für Spieler mit festmontiertem Schläger und eingeschränktem Sichtfeld) bis 5,0 (für Spieler, die im Alltag nicht auf einen Elektrorollstuhl angewiesen sind) reichen. Eine Mannschaft muss darauf achten, dass die im Spiel gemeinsam eingesetzten Spieler insgesamt höchstens 11 Punkte haben.
Nationale Meisterschaften
Deutschland
In Deutschland entwickelte sich Elektrorollstuhl-Hockey Anfang der achtziger Jahre. Der erste Deutsche Meister wurde 1992 bei einem Turnier in Würzburg ermittelt und kam (wie in den darauffolgenden Jahren auch) aus München. Seit 2005 ist ein zweiklassiger Ligabetrieb installiert, in dem der Deutsche Meister ermittelt wird. Ab der Saison 2010/2011 wurde die 3. Bundesliga eingeführt. Bekannte Teams sind die Würzburger Ballbusters, die Black Knights Dreieich, die Munich Animals oder Torpedo Ladenburg.
- 2006: Torpedo Ladenburg
- 2007: Torpedo Ladenburg
- 2008: Torpedo Ladenburg
- 2009: Torpedo Ladenburg
- 2010: Torpedo Ladenburg
- 2011: Munich Animals
- 2012: AC 92 Weinheim
- 2013: Torpedo Ladenburg
- 2014: Torpedo Ladenburg
- 2015: Munich Animals
- 2016: Black Knights Dreieich
- 2017: Black Knights Dreieich
- 2018: Black Knights Dreieich
- 2019: Black Knights Dreieich
- 2020: Keine Titelvergabe (Meisterschaftsabbruch infolge Corona-Pandemie)
- 2021: Keine Titelvergabe (Infolge Corona-Pandemie)
- 2022: Black Knights Dreieich
- 2023: Black Knights Dreieich
Schweiz
In der Schweiz wurde bis 2013 in einem Cup System der inoffizielle Schweizer Meister ermittelt. Seit der Saison 2013/14 gibt es nun eine Nationalliga A und B, wo der offizielle Schweizer Meister ermittelt wird. Der Cup wird als Swisscup weiter geführt. 12 Mannschaften nahmen am Liga Turnier 2016 teil. Zu den erfolgreichsten Teams zählen die Mannschaften aus Bern und Zürich.
- Meisterschaft
- 2014: Iron Cats Zürich
- 2015: Rolling Thunder Bern
- 2016: Rolling Thunder Bern
- 2017: Iron Cats Zürich
- 2018: Iron Cats Zürich
- 2019: Iron Cats Zürich
- 2020: Keine Titelvergabe (Meisterschaftsabbruch infolge Corona-Pandemie)
- 2021: Keine Titelvergabe (Keine Meisterschaft infolge Corona-Pandemie)
- 2022: Iron Cats Zürich
- 2023: Iron Cats Zürich
- Pokal
- 2014: Iron Cats Zürich
- 2015: Zeka Rollers Baden
- 2016: Iron Cats Zürich
- 2017: Iron Cats Zürich
- 2018: Iron Cats Zürich
- 2019: Iron Cats Zürich
- 2020: keine Titelvergabe (Turnierabsage infolge Corona-Virus)
- 2021: keine Titelvergabe (Turnierabsage infolge Corona-Virus)
Österreich
In Österreich steckt E-Hockey noch in den Kinderschuhen. Die Rollende Titanen aus Mäder sind die einzige Mannschaft, die regelmäßig trainiert und sogar an internationalen Turnieren teilnimmt.[1]
Weltmeisterschaften
Elektrorollstuhl-Hockey wird nicht nur in Deutschland gespielt. Ursprünglich kommt der Sport aus den Niederlanden. In unregelmäßigen Abständen werden internationale Turniere ausgetragen, bei denen das deutsche Team regelmäßig um die vorderen Plätze mitspielt. Die erste IWAS Weltmeisterschaft fand im Juni 2004 im finnischen Helsinki statt, Weltmeister wurden die Niederlande, Vize-Meister das Team aus Deutschland. 2010 fand die zweite Weltmeisterschaft im Elektrorollstuhl-Hockey im italienischen Lignano Sabbiadoro mit acht Mannschaften aus Europa und Australien statt. Im Endspiel konnte sich die deutsche Nationalmannschaft mit ihrem Kapitän Görkem Oguz gegen die bis dahin ungeschlagenen Niederlande mit einem knappen Ergebnis von 7:6 durchsetzen und wurde somit Weltmeister. Nationaltrainer ist Deniz Genc. 2014 fand die WM in München statt. Diesmal wurde die Niederlande wieder überlegen Weltmeister. Deutschland belegte durch einen knappen Sieg gegen die Schweiz nur den 5. Platz.
An der WM 2018 in Italien waren erstmals Vertreter aus Asien und Nordamerika dabei. Aus Europa sind die Niederlande, Italien, Deutschland, Belgien und Dänemark gesetzt. Japan hätte Asien vertreten, verzichtet aber auf die Teilnahme. Dadurch rückte die Schweiz, als Weltranglisten Sechster nach. Dazu kommt Australien aus Ozeanien. Auch der qualifizierte Teilnehmer aus Nordamerika, die USA, hat auf die Teilnahme verzichtet. Dadurch rückte Kanada nach.[2] Weltmeister wurde überraschend Italien. Die Niederlande verpasste erstmals einen Final und wurde Dritter.
Für die Paralympics 2020 wird eine Teilnahme am Demonstrationswettbewerb angestrebt.
Die Weltrangliste (Stand 27. Februar 2020) wird von Deutschland vor Dänemark und Italien angeführt. Die Schweiz belegt den 4. Platz.[3]
Jahr | Datum | Gastgeber | Finalstände | |||
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Weltmeister | 2. Platz | 3. Platz | 4. Platz | |||
2004 | 11. bis 13. Juni | Helsinki (Finnland) | Niederlande Niederlande | Deutschland Deutschland | Italien Italien | Australien Australien |
2010 | 1. bis 8. November | Lignano Sabbiadoro (Italien) | Deutschland Deutschland | Niederlande Niederlande | Finnland Finnland | Italien Italien |
2014 | 6. bis 10. August | München (Deutschland) | Niederlande Niederlande | Belgien Belgien | Finnland Finnland | Danemark Dänemark |
2018 | 24. September bis 1. Oktober | Lignano Sabbiadoro (Italien) | Italien Italien | Danemark Dänemark | Niederlande Niederlande | Deutschland Deutschland |
2022 | 9. bis 14. August | Sursee (Schweiz) | Danemark Dänemark | Niederlande Niederlande | Schweiz Schweiz | Finnland Finnland |
# | Land | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|---|
1 | Niederlande Niederlande | 2 | 2 | 1 |
2 | Deutschland Deutschland | 1 | 1 | 0 |
Danemark Dänemark | 1 | 1 | 0 | |
4 | Italien Italien | 1 | 0 | 1 |
5 | Belgien Belgien | 0 | 1 | 0 |
6 | Finnland Finnland | 0 | 0 | 2 |
7 | Schweiz Schweiz | 0 | 0 | 1 |
Europameisterschaften
Seit 2005 finden auch Euromeisterschaften statt. Die Mannschaft aus den Niederlanden ist da bisher an allen vier Turnieren als Sieger hervorgegangen.
Jahr | Datum | Gastgeber | Finalstände | |||
---|---|---|---|---|---|---|
Europameister | 2. Platz | 3. Platz | 4. Platz | |||
2005 | 23. bis 26. Juni | Rom (Italien) | Niederlande Niederlande | Deutschland Deutschland | Italien Italien | Belgien Belgien |
2008 | 8. bis 16. November | Maasmechelen (Belgien) | Niederlande Niederlande | Deutschland Deutschland | Italien Italien | Finnland Finnland |
2012 | 4. bis 11. Juni | Nastola (Finnland) | Niederlande Niederlande | Belgien Belgien | Finnland Finnland | Deutschland Deutschland |
2016 | 13. bis 17. Juli | De Rijp (Niederlande) | Niederlande Niederlande | Italien Italien | Deutschland Deutschland | Belgien Belgien |
2021 | 31. Mai bis 7. Juni | Nastola (Finnland) | Aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattgefunden | |||
2024 | 20. bis 28. Oktober | Korsør (Dänemark) |
# | Land | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|---|
1 | Niederlande Niederlande | 4 | 0 | 0 |
2 | Deutschland Deutschland | 0 | 2 | 1 |
3 | Italien Italien | 0 | 1 | 2 |
4 | Belgien Belgien | 0 | 1 | 0 |
5 | Finnland Finnland | 0 | 0 | 1 |
Torschützen
Diese Liste enthält die Top 50 (Stand Februar 2018) der Torschützen die an einer EM oder WM getroffen haben. Hier führt mit 131 Toren der Belgier Björn Sarrazijn, bei 3 Europa- und 2 Weltmeisterschaften.[4]
Platz | ||||
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Name | Land | Tore | Teilnahmen | |
1. | Björn Sarrazijn | Belgien Belgien | 131 | EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
2. | Berrie Hommel | Niederlande Niederlande | 95 | WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012 |
3. | Anders Berenth | Danemark Dänemark | 90 | WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
4. | Paul Emmering | Deutschland Deutschland | 88 | WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014 |
5. | Juha Olli Palonen | Finnland Finnland | 74 | EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
6. | An van Heudsen | Niederlande Niederlande | 59 | WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
7. | Kamal Tahtahi | Niederlande Niederlande | 58 | WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
8. | Dennis van den Boomen | Niederlande Niederlande | 57 | WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
9. | Stefan Müller | Schweiz Schweiz | 56 | EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
10. | Tiziano Fattore | Italien Italien | 51 | EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014 |
11. | Marcel van den Mysenberg | Niederlande Niederlande | 38 | EM 2016, WM 2018 |
12. | Jorma Lehmus | Finnland Finnland | 30 | WM 2004, EM 2005, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
13. | Michael Pryyklad | Belgien Belgien | 29 | EM 2004, WM 2005 |
Claudio Capelli | Italien Italien | 29 | WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2016 | |
15. | Emilio Lopez Babanco | Niederlande Niederlande | 25 | WM 2004, EM 2005, WM 2010 |
16. | Manuela Rhalf | Deutschland Deutschland | 21 | WM 2004, EM 2005, EM 2008 |
April Ranshuyzen | Niederlande Niederlande | 21 | WM 2004, EM 2012, WM 2014 | |
Jules van der Heijden | Niederlande Niederlande | 21 | WM 2014, EM 2016 | |
19. | Mattia Muratore | Italien Italien | 19 | EM 2012, WM 2014, EM 2016 |
Ella-Riikka Isometsa | Finnland Finnland | 19 | WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 | |
21. | Marjan Meznar | Slowenien Slowenien | 18 | QT 2011, EM 20012 |
Nikolaj Richelsen | Danemark Dänemark | 18 | EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014 | |
23. | Saskia Hommel-Beun | Niederlande Niederlande | 17 | EM 2005, EM 2010, WM 2010, EM 2012, WM 2014 |
Andrea Ronsval | Italien Italien | 17 | EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014 | |
Nasim Afrah | Deutschland Deutschland | 17 | WM 2014, EM 2016 | |
26. | Lars Reniers | Belgien Belgien | 16 | WM 2004, EM 2005 |
Michael Stuart Fox | Australien Australien | 16 | WM 2010, WM 2014 | |
28. | Marco Brusati | Italien Italien | 15 | WM 2004, EM 2005, EM 2008 |
Silvio Grubert | Deutschland Deutschland | 15 | EM 2012, WM 2014 | |
Görkem Oguz | Deutschland Deutschland | 15 | EM 2005, EM 2008, WM 2010 | |
31. | Stefano Occialini | Italien Italien | 13 | WM 2004, EM 2005 |
32. | Roland Utz | Deutschland Deutschland | 12 | WM 2004, EM 2005, WM 2010 |
Ramazan Sahin | Deutschland Deutschland | 12 | EM 2005, EM 2008, WM 2010 | |
Nelson Braillard | Schweiz Schweiz | 12 | WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 | |
Asier Sanchez | Spanien Spanien | 12 | EM 2016 | |
36. | Branka Petrak | Slowenien Slowenien | 9 | QT 2011, EM 2012 |
Antti Ämmänkäoski | Finnland Finnland | 9 | WM 2004, EM 2005, EM 2012, WM 2014 | |
Petri Tapani Matikainen | Finnland Finnland | 9 | EM 2005, EM 2008, WM 2010, WM 2014, EM 2016 | |
39. | David Drahoninsky | Tschechien Tschechien | 8 | EM 2008 |
Tomasso Liccardo | Italien Italien | 8 | EM 2012 | |
Tim Heere | Niederlande Niederlande | 8 | EM 2012 | |
Eva-Maria Bernd | Deutschland Deutschland | 8 | WM 2010, WM 2014, EM 2016 | |
Rodi Feller | Niederlande Niederlande | 8 | EM 2016 | |
44. | Stephen Webb | Australien Australien | 7 | WM 2004 |
Danni Morgensen | Danemark Dänemark | 7 | WM 2004, EM 2005, EM 2008, WM 2010, EM 2012, WM 2014, EM 2016 | |
Claudio Salvo | Italien Italien | 7 | WM 2010, EM 2012, WM 2014 | |
Andreas Vogt | Deutschland Deutschland | 7 | WM 2004, EM 2005, EM 2012, WM 2014, EM 2016 | |
Stefan Utz | Deutschland Deutschland | 7 | EM 2005, WM 2014, EM 2016 | |
Ion Jignea | Italien Italien | 7 | WM 2014, EM 2016 | |
Kaan Sisik | Deutschland Deutschland | 7 | EM 2016 |
Weblinks
- Internationaler Powerchair Verband englisch
- ERH – Elektrorollstuhl-Hockey
- Deutscher Rollstuhl-Sportverband e.V.
- Aktuelles über E-Hockey in der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Originals vom 22. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rollendetitanen.at
- ↑ WM 2018
- ↑ Weltrangliste vom 27. Februar 2020
- ↑ EM und WM Torschützenliste