Franz Anton von Harrach

Franz Anton Reichsfürst von Harrach als Fürstbischof von Wien

Franz Anton Fürst von Harrach zu Rorau (* 2. Oktober 1665 in Wien; † 18. Juli 1727 in Salzburg) wurde 1701 zum Koadjutor der Diözese Wien und zum Titularbischof von Epiphania in Syria ernannt, war von 1702 bis 1705 Fürstbischof von Wien, wurde 1705 Koadjutor des Fürsterzbischofs von Salzburg, regierte von 1709 bis 1727 als einer der bedeutendsten Fürsterzbischöfe das Fürsterzbistum Salzburg und wurde von Kaiser Leopold I. ad personam in den Reichsfürstenstand erhoben.

Biografie

Herkunft und Angehörige

Wappen als Bischof von Wien
Wappen als Fürst und Erzbischof von Salzburg

Franz Anton war ein Sohn des Ferdinand Bonaventura I. Graf von Harrach (1637–1706), Vertrauter von Kaiser Leopold I.[A 1], und der Johanna Theresia Gräfin von Lamberg. Sein jüngerer Bruder war Aloys Thomas Raimund von Harrach (1669–1742), der Stammvater des späteren Hauses. Franz Anton wuchs in Madrid auf, studierte Kanonisches Recht und ziviles Recht am Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe in Rom. Er wurde von Kaiser Leopold I. ad personam in den Reichsfürstenstand erhoben.

Laufbahn als Geistlicher

1685 wurde Franz Anton Domherr in Passau, 1687 Kanoniker in Salzburg und 1692 dort Domdechant. Kaiser Leopold I. ernannte ihn im Juli 1701 zum Koadjutor von Wien, die päpstliche Bestätigung erfolgte am 1. Dezember. Zudem wurde er Titularbischof von Epiphania in Syria. Als Fürstbischof Ernest Graf von Trautson am 7. Januar 1702 starb, wurde Harrach dessen Nachfolger und empfing die Bischofsweihe durch Johann Philipp von Lamberg, Fürstbischof des Bistums Passau; Mitkonsekratoren waren Johann Raimund von Lamberg OFMCap, Weihbischof in Passau, und Albert Ernst von Wartenberg, Weihbischof in Regensburg. Am 19. Oktober 1705 wurde er zum Koadjutor des Fürst- und Erzbischofs von Salzburg, Johann Ernst Graf von Thun, ernannt und im April 1706 vom Papst bestätigt. Nach dem Ableben Thuns wurde er am 29. Mai 1709 regierender Fürst- und Erzbischof in Salzburg.

Wirken

Grabstätte von Fürst und Erzbischof Harrach
Denkmal für Fürst und Erzbischof Harrach im Salzburger Dom

Franz Anton von Harrach war als Fürstbischof wohltätig, leutselig und beliebt, er liebte den Prunk und ließ in Salzburg das Schloss Mirabell erheblich vergrößern und erneuern. Dabei entstanden die eindrucksvolle Rokokostiege (Marmortreppe) und der Marmorsaal; von 1710 bis 1711 ließ er die Salzburger Residenz erneuern. Seine Regierungszeit verlief insgesamt ruhig; bereits Zeitgenossen sprachen von den „Goldenen Harrach-Zeiten“. Besonders gerühmt wird sein Kunstsinn, der vom beginnenden Rokoko geprägt war. Er beschäftigte für die Ausführung der Pläne namhafte Künstler und scheute dabei keine Kosten. Als Architekten waren für ihn Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt tätig, als Bildhauer Georg Raphael Donner, als Maler Johann Michael Rottmayr und Martino Altomonte.

Fürstbischof Harrach war bestrebt, Wirtschaft und Handel als Quelle des Wohlstands zu fördern. Für den Handel mit Venedig und dem Mittelmeerraum ließ er die wichtigsten dorthin führenden Handelsstraßen ausbauen. Franz Anton von Harrach ist in der Krypta des Salzburger Domes begraben.

Anmerkungen

  1. Ferdinand Bonaventura I. Graf von Harrach (* 14. Juli 1637 in Karlsbad (Karlovy Vary), † 15. Juni 1706 ebenda), Kammerherr von Erzherzog Leopold, seit 1659 Reichshofrat, kaiserlicher Kämmerer und 1684 Oberststallmeister. Seit 1673 und 1697 außerordentlicher Gesandter am spanischen Hof. Nach 1698 Obersthofmeister, Vorsitzender in der Staatskonferenz und Vertrauter von Kaiser Leopold (Neue Deutsche Biographie (NDB) (1953 ff.), Bd. 7)

Literatur

  • Christoph Brandhuber: Recreatio principis. Fürsterzbischof Franz Anton Fürst von Harrach und seine „Retirade“ In: Vision und Realität. Die Salzburger Residenz 1587–1727 (= Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege [ÖZKD] LXIII, 2009, Heft 1/2). Horn/Wien 2009, S. 118–125.
  • Christoph Brandhuber, Werner Rainer: Ein Fürst führt Tagebuch. Die „Notata“ des Salzburger Fürsterzbischofs Franz Anton Fürsten von Harrach (1665-1727). In: Salzburg Archiv 34 (2010), S. 205–262.
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Herold, Wien 1983. ISBN 3-7008-0223-4.
  • Ernst Tomek: Kirchengeschichte Österreichs. Tyrolia, Innsbruck – Wien – München 1935–1959.
  • Imma Walderdorff: Zu den Gemäldegalerien in der Residenz unter Fürsterzbischof Franz Anton Fürst von Harrach. In: Vision und Realität. Die Salzburger Residenz 1587–1727 (= Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege [ÖZKD] LXIII, 2009, Heft 1/2). Horn/Wien 2009, S. 139–153.
  • Imma Walderdorff, Roswitha Juffinger: Rekonstruktion der Bilder-Hängung eines Wandabschnitts der „Schönen Galerie“ In: Vision und Realität. Die Salzburger Residenz 1587–1727 (= Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege [ÖZKD] LXIII, 2009, Heft 1/2). Horn/Wien 2009, S. 154–156.
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Herder, Wien 1959.
  • Constantin von Wurzbach: Harrach, Franz Anton Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1861, S. 374 (Digitalisat).

Weblinks

VorgängerAmtNachfolger
Johann Ernst Graf von ThunErzbischof von Salzburg
1709–1727
Leopold Anton Freiherr von Firmian
Ernest Graf von TrautsonBischof von Wien
1702–1705
Franz Ferdinand Freiherr von Rummel
(Vorgänger: Johann Gosztónyi de Felsöszeleste)

Bischöfe des Bistums Wien (1513 bis 1631)
Georg von Slatkonia | Petrus Bonomo | Johann von Revellis | Johann Fabri | Friedrich Nausea | Christoph Wertwein | Petrus Canisius (Administrator) | Anton Brus von Müglitz | Urban Sagstetter von Gurk (Administrator) | Johann Caspar Neubeck | Kardinal Melchior Khlesl

Fürstbischöfe des Bistums Wien (1631 bis 1716)
Anton Wolfradt | Philipp Friedrich Graf Breuner | Wilderich Freiherr von Walderdorff | Emerich Sinelli | Ernst Graf von Trautson | Franz Anton Graf von Harrach | Franz Ferdinand Freiherr von Rummel

Erzbischöfe von Salzburg (seit 1403)

Erzbischöfe und Fürsterzbischöfe
Eberhard III. von Neuhaus | Berthold von Wehingen (ernannter Gegenerzb.) | Eberhard IV. von Starhemberg | Johann II. von Reisberg | Friedrich IV. Truchsess von Emmerberg | Sigismund I. von Volkersdorf | Burkhard II. von Weißpriach | Bernhard von Rohr | Johann III. Beckenschlager | Christoph Ebran von Wildenberg (letzter gewählter Gegenerzbischof) | Friedrich V. Graf von Schaunberg | Sigmund II. von Hollenegg | Leonhard von Keutschach | Matthäus Lang von Wellenburg | Ernst Herzog von Bayern (Administrator) | Michael von Kuenburg | Johann Jakob Khuen von Belasi | Georg von Kuenburg | Wolf Dietrich von Raitenau | Markus Sittikus Graf von Hohenems | Paris Graf von Lodron | Guidobald Graf von Thun und Hohenstein | Max Gandolf von Kuenburg | Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein | Franz Anton Fürst von Harrach | Leopold Anton Freiherr von Firmian | Jakob Ernst Graf von Liechtenstein-Kastelkorn | Andreas Jakob Graf von Dietrichstein | Sigismund III. Christoph Graf von Schrattenbach | Hieronymus Graf von Colloredo (letzter regierender Fürsterzbischof)

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Erzbischöfe
Eduard Macheiner | Karl Berg | Georg Eder | Alois Kothgasser | Franz Lackner

Normdaten (Person): GND: 10406286X (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 5356593 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Harrach, Franz Anton von
ALTERNATIVNAMEN Harrach zu Rorau, Franz Anton Fürst von
KURZBESCHREIBUNG Bischof der Diözese Wien, Erzbischof der Erzdiözese Salzburg
GEBURTSDATUM 2. Oktober 1665
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 18. Juli 1727
STERBEORT Salzburg