Gerhard Heinrich von Motz

Gerhard Heinrich von Motz (* 4. Dezember 1776 in Hanau; † 3. September 1868 auf Gut Bodenhausen bei Ehlen (Habichtswald)[1]) war ein deutscher Politiker und kurhessischer Finanz-, Justiz- und Außenminister.

Familie

Gerhard Heinrich von Motz war der Sohn von Friedrich Ludwig Motz, Präsident der Rentkammer in Hanau, der zusammen mit seinen Geschwistern 1780 in den Reichsadelsstand erhoben worden war. Zum Besitz der Familie gehörten Güter in und bei Bodenhausen, Calden, Kalenberg bei Ehlen, Hundelshausen, Oberurff, Ropperode und Zierenberg.

Motz war ein Vetter des preußischen Finanzministers, Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten Friedrich Christian Adolf von Motz (1775–1830). 1805 heiratete Gerhard Heinrich von Motz Amalie von Alten (1782–1822), nach ihrem Tod ehelichte er 1823 Elisabeth Luise Oktavie von Stockum-Sternfels (1800–1868), die Schwester des bayerischen Generalmajors Alphons von Stockum-Sternfels.

Laufbahn

Motz studierte ab 1794 Rechtswissenschaft an der Universität Marburg. Ab 1798 war er Assessor bei der Regierung in Hanau und zugleich Mitglied des Hofgerichts (ab 1803: Hof- und Ehegericht, ab 1823: Obergericht); von 1814 bis 1831 war er dessen Direktor. Unterbrochen wurde diese Tätigkeit für einige Monate im Sommer des Jahres 1821, als er Vortragender Ministerialrat der Justiz im Staatsministerium war – was bis zur Kurhessischen Verfassung von 1831 funktional einem Justizminister entsprach. In dieser Zeit, unmittelbar nach dem Tod des Kurfürsten Wilhelm I., wirkte er an der grundlegenden Verwaltungsreform („Organisationsedikt“) von 1821 für das Kurfürstentum mit, die der neue Landesherr, Wilhelm II., sofort nach seiner Thronbesteigung in Angriff nahm.

Ab 1803/1804 war Gerhard Heinrich von Motz zunächst Assessor, später Justizrat des Konsistoriums in Hanau, 1814–1821 Mitglied der Leihbankdirektion in Hanau und 1819–1825 kurhessischer Gesandter bei der Freien Stadt Frankfurt. Ab 1823 war er Ehrenmitglied der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau.

1831 wurde Motz vom Kurprinzen und Mitregenten Friedrich Wilhelm zum Finanzminister des Kurstaates, 1834 für einige Monate zum Justizminister, und dann noch im selben Jahr erneut zum Finanzminister berufen. 1836 und 1839 war er jeweils für einige Monate mit der Leitung des Außenministeriums beauftragt. Als Finanzminister war er für die Verhandlungen mit Preußen über den Abschluss eines Zollvertrages verantwortlich und drohte gegenüber dem Kurfürsten im Falle von dessen Weigerung sogar mit seinem Rücktritt.[2] Der Vertrag wurde am 25. August 1831 unterzeichnet und trat zum 1. Januar 1832 in Kraft.

Motz wurde 1848 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt.

Literatur

  • Ewald Grothe/Hellmut Seier (Bearb.): Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830–1837. Hrsg. von Hellmut Seier, Elwert, Marburg 1992, ISBN 3-7708-0993-9.
  • Ewald Grothe: Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt. Das Kurfürstentum Hessen in der ersten Ära Hassenpflug 1830–1837 (= Schriften zur Verfassungsgeschichte. 48). Duncker & Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08509-4.
  • Hans-Werner HahnMotz, Gerhard Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 230 f. (Digitalisat).
  • Harald Höffner: Kurhessens Ministerialvorstände der Verfassungszeit 1831–1866. Dissertation. Gießen 1981, S. 230 ff.

Einzelnachweise

  1. Gut Bodenhausen, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Schreiben an den Kurfürsten, 31. Mai 1831. In: Ewald Grothe/Hellmut Seier (Bearb.): Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830–1837. Hrsg. von Hellmut Seier, Marburg 1992, S. 147–150.
Direktoren des (Gesamt-)Staatsministeriums des Kurfürstentums Hessen

George von Schmerfeld (1821–1823) | Friedrich Ludwig von Witzleben (1823–1830) | Friedrich Christoph von Schmincke (1830) | Ferdinand Carl Wilhelm Heinrich von Schenck zu Schweinsberg (1830–1831) | Johann Christian Wiederhold (1831–1832) | Gerhard Heinrich von Motz (1832–1848) | Moritz Ernst von Baumbach (1848–1850) | Hans Daniel Ludwig Friedrich Hassenpflug (1850–1855) | Siegmund Friedrich von Meyer (1855–1859) | Conrad Abée (1859–1862) | Jacob Arnold Carl von Dehn-Rotfelser (1862–1863) | Conrad Abée (1863–1866)

Außenminister des Kurfürstentums Hessen

Friedrich Christoph von Schmincke (1821–1831) | Carl Rivalier von Meysenbug (1831) | Karl Friedrich Kopp (1831–1832) | Friedrich Heinrich Ludwig Wilhelm von Trott zu Solz (1832–1836) | Gerhard Heinrich von Motz (1836) | Georg Ferdinand von Lepel (1836–1839) | Gerhard Heinrich von Motz (1839) | Wilhelm von Steuber (1839–1845) | Johann Hermann Koch (1845–1846) | Alexander von Dörnberg (1846–1848) | Siegmund von Meyer (1848) | Wilhelm Schenck zu Schweinsberg (1848–1849) | Friedrich Boedicker (1849) | Philipp von Wintzingerode (1849–1850) | Alexander von Baumbach (1850–1855) | Siegmund von Meyer (1855–1859) | Eduard von Goeddaeus (1859–1862) | Carl Pfeiffer (1864) | Carl von Dehn-Rotfelser (1862–1863) | Philipp Koch (1863) | Karl Rieß von Scheurnschloß (1863) | Conrad Abée (1863–1866)

Justizminister des Kurfürstentums Hessen

George von Schmerfeld (1821–1823) | George Franz Hugo Rieß (1824–1826) | Friedrich Christoph von Schmincke (1826–1830) | Ferdinand Carl Wilhelm Heinrich von Schenck zu Schweinsberg (1830–1831) | Johann Christian Wiederhold (1831–1832) | Gerhard von Motz (1832) | Friedrich Heinrich Ludwig Wilhelm von Trott zu Solz (1832) | Hans Daniel Ludwig Friedrich Hassenpflug (1832–1834) | Gerhard von Motz (1834) | Ludwig Hassenpflug (1834–1837) | Johann Hermann Koch (1837) | Friedrich Mackeldey (1837–1846) | Johann Wilhelm Bickell (1846–1848) | Gerhard von Motz (1848) | Moritz Ernst von Baumbach (1848–1850) | Ludwig Hassenpflug (1850–1855) | Carl Rohde (1855–1859) | Conrad Abée (1859–1862) | Carl Pfeiffer (1862–1865) | Adolf Etienne (1865) | Conrad Abée (1865–1866)

Finanzminister des Kurfürstentums Hessen

Friedrich Ludwig von Witzleben (1821–1826) | Friedrich Siegmund von Meyer (1826–1829) | Karl Friedrich Leopold von Schotten (1831) | Karl Friedrich Kopp (1831) | Gerhard von Motz (1831–1834) | Johann Friedrich Meisterlin (1834) | Gerhard von Motz (1834–1848) | Theodor Schwedes (1848) | Carl Wilhelm Wippermann (1848–1850) | Johann Karl Lometsch (1850) | Ludwig Hassenpflug (1850) | Otto Heinrich Julius Leopold Volmar (1850–1855) | Karl Moritz Wiederhold (1855–1856) | August von Hanstein-Knorr (1856) | Carl Rohde (1856–1862) | Carl von Dehn-Rotfelser (1862–1863) | Ernst Schnackenberg (1863) | Friedrich Theodor Bode (1863) | Carl von Dehn-Rotfelser (1863–1865) | Karl Ledderhose (1865) | Carl Rohde (1865–1866)

Normdaten (Person): GND: 137612354 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 81781660 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Motz, Gerhard Heinrich von
ALTERNATIVNAMEN Motz, Gerhard von
KURZBESCHREIBUNG kurhessischer Finanzminister
GEBURTSDATUM 4. Dezember 1776
GEBURTSORT Hanau
STERBEDATUM 3. September 1868
STERBEORT Gut Bodenhausen