John Burnside

John Burnside (2012)

John Burnside (* 19. März 1955 in Dunfermline, Fife, Schottland; † 29. Mai 2024)[1] war ein schottischer Schriftsteller.

Leben

John Burnside wuchs in Cowdenbeath auf und zog mit zehn Jahren nach Corby. Er begann als ungelernter Industriearbeiter in einer Fabrik der Automobilzuliefererindustrie.[2] Er studierte in Cambridge am damaligen College of Arts and Technology (heute: Anglia Ruskin University) Englisch und europäische Sprachen. Danach war er in der Entwicklung von Computer-Software tätig, bevor er 1996 freiberuflicher Schriftsteller wurde.

Burnside war Writer in Residence der University of Dundee und Professor für Kreatives Schreiben an der University of St Andrews in Schottland. Er schrieb eine Kolumne in The Guardian und war 2007 einer der Juroren beim kanadischen Griffin Poetry Prize; 2011 war er ein Juror für den Manchester Fiction Prize.

In seinem ersten Roman Haus der Stummen ging er dem Experiment von Jalaluddin Muhammad Akbar nach, ob Sprache angeboren oder erlernt ist. Der Roman Glister ist ein Lehrstück über die Umweltzerstörung.[2] In I put a spell on you geht er der Arbeitergeneration seines Vaters nach.[2] In seinen autobiografischen Schriften thematisiert er das für ihn unnormale Leben in den Vorstädten aus dem Blickwinkel seiner Apophänie[3] und seiner Drogensucht, denen er mit einer Schreibsucht entkam.[2]

Burnsides u. a. von T. S. Eliot beeinflusste Lyrik zeugt von Begegnungen mit den Geräuschen, Tieren und Pflanzen seiner Umgebung. Deren Raumgestalt spielt eine Rolle: Hecken, Zäune, Gärten, Gräben, Schneisen im Wald, Bahnsteige, Häfen, Strände, Übergangszonen in der Dämmerung. Dennoch kommt kein Gefühl von home auf; die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen; viele Räume bleiben leer.[4]

Burnside starb am 29. Mai 2024 nach kurzer Krankheit im Alter von 69 Jahren.[5][6]

Auszeichnungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

Gedichte:

  • The Hoop, 1988 – mit dem Scottish Arts Council Book Award ausgezeichnet. Carcanet, Manchester, ISBN 0-85635-742-1.
  • Common Knowledge, 1991 – mit dem Scottish Arts Council Book Award ausgezeichnet.
  • Feast Days, 1992 – mit dem Geoffrey Faber Memorial Prize ausgezeichnet.
  • The Asylum Dance, 2000.
  • The Light Trap, Jonathan Cape, London 2002, ISBN 978-0-224-06177-3.
    • Versuch über das Licht, dt. von Iain Galbraith. Hanser Verlag, München 2011, ISBN 978-3-446-23496-3.
  • Black Cat Bone, Reihe Cape Poetry. Jonathan Cape, London 2011, ISBN 978-0-224-09385-9.
    • Anweisungen für eine Himmelsbestattung. Ausgewählte Gedichte. Englisch-Deutsch (aus den Jahren 1994–2016), übersetzt von Ian Galbraith. Carl Hanser, München 2016, ISBN 978-3-446-25266-0.
  • Im Namen der Biene/In the Name of the Bee, dt. von Iain Galbraith. Golden Luft Verlag, Mainz 2018, ISBN 978-3-9818555-3-1.
  • Apostasie/Apostasy, dt. von Iain Galbraith. Golden Luft Verlag, Mainz 2023, ISBN 978-3-9822844-5-3.

Romane und Kurzgeschichten:

  • The Myth of the Town, 1995.
  • The Dumb House, 1997.
    • Haus der Stummen, dt. von Bernhard Robben, Knaus Verlag, München 2014. ISBN 978-3-8135-0612-9.
  • The Mercy Boys, 1999 – mit dem Encore Award ausgezeichnet.
  • Burning Elvis (Kurzgeschichten), 2000.
  • The Locust Room, 2001.
  • Living Nowhere. Jonathan Cape, London 2003.
  • The Devil’s Footprints, 2007.
    • Die Spur des Teufels, dt. von Bernhard Robben. Knaus Verlag, München 2008. ISBN 978-3-442-73997-4.
  • Glister, 2008.
    • Glister, dt. von Bernhard Robben. Knaus Verlag, München 2009. ISBN 978-3-442-74219-6.
  • A Summer of Drowning, 2011.
    • In hellen Sommernächten, dt. von Bernhard Robben. Knaus Verlag, München 2012, ISBN 978-3-8135-0460-6.
  • Something like Happy, Jonathan Cape, London 2013, ISBN 978-0-224-09703-1.
    • So etwas wie Glück: Geschichten über die Liebe, dt. von Bernhard Robben. Penguin Verlag 2022, ISBN 978-3-328-60264-4.
  • All One Breath. Jonathan Cape, London 2014, ISBN 978-0-224-09740-6.
  • Ashland & Vine. Jonathan Cape, London 2017.
    • Ashland & Vine. Übersetzung Bernhard Robben. Knaus Verlag, München 2017, ISBN 978-3-8135-0461-3.
  • Havergey. Little Toller, 2017.

Hörspiele:

  • Der Baucan, Komposition und Regie: Klaus Buhlert, SWR 2015.
  • Coldhaven, Komposition und Regie: Klaus Buhlert, SWR 2017. Hörspiel des Jahres.
  • Fügung, Regie: Iris Drögekamp, SWR 2013.
  • In hellen Sommernächten, Bearbeitung und Regie: Barbara Meerkötter, NDR 2013.

Autobiographie:

  • A Lie About My Father, 2006.
    • Lügen über meinen Vater. dt. von Bernhard Robben. Knaus Verlag, München 2011. ISBN 978-3-8135-0315-9.
  • Waking up in Toytown, 2010.
    • Wie alle anderen, dt. von Bernhard Robben. Knaus Verlag, München 2016. ISBN 978-3-8135-0714-0.
  • I Put a Spell on You, 2014.
    • Über Liebe und Magie – I Put a Spell on You, dt. von Bernhard Robben. Penguin Verlag, München 2019. ISBN 978-3-328-60089-3.

als Herausgeber:

  • mit Alex Finlay: Love for Love, an Anthology of Love Poems, 2000.
  • Wallace Stevens: Poems, ausgewählt von John Burnside, 2008.
  • mit Jo Lendle: Akzente 2 / 2018: Ordnung, 2018.
  • Natur! Hundert Gedichte. Ausgewählt und mit einem Essay von John Burnside, Penguin Verlag, München 2018, ISBN 978-3-328-60000-8.

Weblinks

Commons: John Burnside – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über John Burnside im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Profil John Burnsides bei der University of St Andrews (englisch)
  • Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von John Burnside bei Perlentaucher.
  • Audiomitschnitt: John Burnside liest aus In hellen Sommernächten und spricht mit seinem Übersetzer Bernhard Robben auf Lesungen.net
  • Animistische Anklänge. Land ist nicht Ware, sondern Heiligtum. Notizen zur Re-Sakralisierung Europas Rede von John Burnside, deutsche Übersetzung erschienen in Oya 51/2018.

Einzelnachweise

  1. Roman Bucheli: Die Literatur hatte ihn gerettet: Der schottische Autor John Burnside stand mehrmals am Abgrund, nun ist er 69-jährig gestorben. In: NZZ. NZZ, 1. Juni 2024, abgerufen am 3. Juni 2024. 
  2. a b c d Christian Mayer: Prügelknaben. Interview, in: Süddeutsche Zeitung, 18. Oktober 2014, S. 20.
  3. Gregor Dotzauer: Der Teufel steckt in einem Rest Fertignudeln. In: Die Zeit vom 24. August 2016.
  4. John Burnside: Der schottische Schriftsteller John Burnside geht zum Grab von James Joyce in Zürich und gerät ins Grübeln. In: NZZ. NZZ, 9. März 2024, abgerufen am 3. Juni 2024. 
  5. NDR: Schottischer Schriftsteller John Burnside gestorben. Abgerufen am 1. Juni 2024. 
  6. deutschlandfunkkultur.de: Der schottische Autor John Burnside ist tot. Abgerufen am 1. Juni 2024. 
  7. Spycher: Literaturpreis an Judith Schalansky und John Burnside. 21. Mai 2012, abgerufen am 2. Juni 2024 (deutsch). 
  8. Die Lyrikerin Valzhyna Mort erhält den N.C. Kaser-Lyrikpreis, buchmarkt.de, veröffentlicht und abgerufen am 27. Mai 2022.
  9. Ella Creamer: John Burnside wins the 2023 David Cohen prize for amazing body of work, theguardian.com, 9. November 2023, abgerufen am 1. Dezember 2023.
Normdaten (Person): GND: 131962965 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: nr88008553 | VIAF: 71543705 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Burnside, John
KURZBESCHREIBUNG schottischer Schriftsteller und Lyriker
GEBURTSDATUM 19. März 1955
GEBURTSORT Dunfermline, Fife, Schottland
STERBEDATUM 29. Mai 2024