Musikjahr 1725

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Weitere Ereignisse

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1725.

Musikjahr 1725
Antonio Vivaldi
Antonio Vivaldi
Antonio Vivaldi, Kupferstich von F. M. La Cave (1725).

Antonio Vivaldi veröffentlicht 1725 seine Violinkonzerte Die vier Jahreszeiten als Teil der Sammlung Il cimento dell’armonia e dell’inventione (Das Wagnis von Harmonie und Erfindung).

Ereignisse

Johann Sebastian Bach

Georg Friedrich Händel

  • Georg Friedrich Händel ist in London als musikalischer Direktor der Royal Academy of Music, eines Opernunternehmens auf Subskriptionsbasis am King’s Theatre, tätig. Er wohnt seit Juli/August 1723 in London in der 25 Brook Street und bewohnt hier bis zu seinem Tod im Jahr 1759 zwei Stockwerke. Nahezu alle Werke, die seit 1723 entstehen, werden in diesem Haus komponiert. Auch die Vorbereitungen der Aufführungen finden oft im Händelschen Dining Room statt.

Alessandro Scarlatti

Domenico Scarlatti

  • Domenico Scarlatti ist seit 1719 in Lissabon Musiklehrer und Hofkapellmeister am Hofe des frommen und verschwendungssüchtigen Königs Johann V. Scarlatti hat hier vor allem geistliche Vokalwerke zu liefern und schreibt auch einige weltliche Serenatas. Er unterrichtet außerdem den jüngeren Bruder des Königs Dom António (1695–1757) und die an Asthma leidende portugiesische Prinzessin Maria Bárbara de Bragança am Cembalo, die sich als hochbegabte Musikliebhaberin erweist.
  • Während seiner portugiesischen Zeit unternimmt Scarlatti drei Reisen nach Italien, die erste 1724 und die zweite 1725 kurz vor dem Tode seines Vaters. Bei seiner zweiten Reise lernt er Johann Joachim Quantz und Johann Adolph Hasse kennen.

Georg Philipp Telemann

  • Georg Philipp Telemann ist seit 1721 Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg, eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. In diesem Amt verpflichtet sich Telemann zur Komposition von zwei Kantaten wöchentlich und einer Passion pro Jahr, in späteren Jahren greift er allerdings bei seinen Kantaten auf frühere Werke zurück. Daneben komponiert er zahlreiche Musiken für private und öffentliche Anlässe, etwa für Gedenktage und Hochzeiten. Außerdem hat er im Vorjahr für ein Jahresgehalt von 300 Talern auch die Leitung der Hamburgischen Oper am Gänsemarkt übernommen, baut das bereits 1660 von Matthias Weckmann gegründete, aber mittlerweile nicht mehr konzertierende Collegium musicum neu auf und übernimmt zusätzlich eine Stelle als Kapellmeister von Haus aus für den Hof des Markgrafen von Bayreuth. Dorthin liefert er von Zeit zu Zeit Instrumentalmusik sowie eine Oper jährlich.
  • Um den Anforderungen der sehr zahlreichen kleineren Kirchen sowie den Lehrzwecken für den Hausgebrauch gerecht zu werden, veröffentlicht Telemann auch Kantatensammlungen in kammermusikalischer Besetzung, wie Der harmonische Gottesdienst (1725–26). Eine Fortsetzung hiervon wird 1731–32 erscheinen.
  • Auch in seiner neuen Heimatstadt lässt Telemann die Verbindungen nach Thüringen nicht abreißen. Er dient dem Herzog von Sachsen-Eisenach ab 1725 als Agent und berichtet dem Eisenacher Hof über Neuigkeiten aus Hamburg. Erst 1730 wird er diese Stelle an den Arzt Christian Ernst Endter abgeben.
  • 27. September: Das musikalische Lustspiel Pimpinone oder Die ungleiche Heirat von Telemann wird gleichzeitig mit einer deutschen Bearbeitung von Händels Tamerlano am Theater am Gänsemarkt in Hamburg uraufgeführt. Das Libretto stammt von Johann Philipp Praetorius nach einer Vorlage von Pietro Pariati. Das Werk weckt Begeisterung beim Publikum und wird Telemanns größter Bühnenerfolg.

Antonio Vivaldi

Weitere biografische Ereignisse

  • Girolamo Abos geht nach Neapel.
  • Willem de Fesch, der zwischen 1710 und 1725 in Amsterdam u. a. an der Stadsschouwburg tätig war, übernimmt das Kapellmeisteramt an der Liebfrauenkathedrale in Antwerpen von Alphonse d’Ève. Dieses Amt wird er bis 1731 ausüben.
  • Johann Adolph Hasse, der von 1722 bis 1725 nach Italien gereist ist und in Neapel Komposition bei Nicola Antonio Porpora und Alessandro Scarlatti studiert hat, führt im September 1725 auf dem Landsitz von Carlo Carmignano, dem königlichen Rat am Hof von Neapel, seine Serenata Marc’Antonio e Cleopatra auf, in der Vittoria Tesi und Farinelli singen.
  • Der neunzehnjährige Giovanni Battista Martini wird zum Kapellmeister der Franziskanerkirche in Bologna ernannt, wo er mit seinen Kompositionen die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er begründet eine Musikschule, das Liceo Musicale di Bologna, das nach seinem Tod von seinem Schüler Stanislao Mattei bis ins 19. Jahrhundert fortgeführt wird und viele namhafte Künstler Italiens und des Auslands ausgebildet.
  • Giovanni Battista Pergolesi studiert am Conservatorio dei Poveri di Gesù Cristo in Neapel. Seine wichtigsten Lehrer sind dort Gaetano Greco und Francesco Durante.
  • Nicola Antonio Porpora tritt als Leiter des Ospedale degli Incurabili in Venedig wieder eine offizielle Stellung an. Sein bis dahin eher sporadisches Opernschaffen mündet nun in eine lange Reihe in rascher Folge entstandener Werke mit vielen Arien speziell für Kastratenstimmen, die an allen wichtigen Bühnen Italiens aufgeführt werden.
  • In London wirkt Senesino in folgenden Opernproduktionen mit:
    • Spielzeit 1724–1725
      • Tamerlano von Georg Friedrich Händel (31. Oktober 1725) – als Andronico
      • Giulio Cesare in Egitto von Georg Friedrich Händel (Wiederaufnahme, 2. Januar 1725) – in der Titelrolle des Giulio Cesare
      • Artaserse von Attilio Ariosti (21. Dezember 1724) – Rolle unklar
      • Rodelinda von Georg Friedrich Händel (13. Februar 1725) – als Bertarido
      • Dario von Attilio Ariosti (10. April 1725)?
      • L’Elpidia, ovvero Li rivali generosi (Pasticcio, Musik größtenteils von Leonardo Vinci, 11. Mai 1725) – als Olindo
  • Leonardo Vinci wird nach dem Tod von Alessandro Scarlatti dessen Nachfolger als Pro-Vicemaestro der Königlichen Hofkapelle in Neapel. Sein Ruhm ist inzwischen weit über Italien hinausgedrungen. So führt in diesem Jahr Georg Friedrich Händel in London ein Pasticcio auf, das er aus Arien Vincis zusammenstellt.
  • Johann Joseph Fux veröffentlicht sein berühmtes Kontrapunkt-Lehrwerk Gradus ad Parnassum. Das auf Latein verfasste Werk wird 1742 von Lorenz Christoph Mizler, einem Schüler Bachs, ins Deutsche übersetzt. Es wird maßgeblich die Wiener Schule beeinflussen und dient bis ins 20. Jahrhundert hinein als Lehrbuch des Kontrapunkts.
  • Benjamin Schmolck veröffentlicht das Neujahrslied Jesus Nahme zum Neuen Jahre.

Gründungen

  • 17. März: In Paris wird erstmals eine öffentliche Konzertveranstaltung, das Concert spirituel durchgeführt. Auf dem Programm des ersten Konzerts steht ein Concerto grosso von Arcangelo Corelli und zwei Motetten von Michel-Richard Delalande. Die Konzerte finden im Konzertsaal (Salle des Cent-Suisses) des Tuilerienpalastes statt, einem Saal von 17 m Breite, 19 m Länge und einer Höhe von neun Metern, in dem bis zu 100 Musiker und 1.800 Zuhörer Platz finden. Das Concert spirituel wird bis 1791 zur dauerhaften Einrichtung und wegweisend für den Musikgeschmack im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Vor dem Entstehen der Concerts spirituels war es in Paris schwierig, öffentliche Konzerte zu organisieren, wegen eines Privilegs, welches die königliche Musikakademie (Académie royale de musique) hat. Die neue Konzertreihe wird durch den Komponisten und Oboisten Anne Danican Philidor (1681–1728, Bruder von François-André Danican Philidor) der königlichen Kapelle ins Leben gerufen, der die Erlaubnis hierzu von König Louis XV. und von der Akademie unter folgenden Bedingungen erhalten hat: Die Konzerte dürfen nur an Tagen, an denen die Oper wegen katholischer Feiertage nicht spielt, abgehalten werden, dies sind etwa 30 Tage im Jahr. Außerdem ist der königlichen Musikakademie eine erhebliche Geldsumme zu entrichten.
Leonardo Vinci – La Rosmira fedele – Titelseite des Librettos – Venedig 1725

Uraufführungen

Georg Friedrich Händel – L’Elpidia, ovvero Li rivali generosi – Titelseite des Librettos – London 1725
Georg Friedrich Händel – Tamerlan – Titelseite des Librettos – Hamburg 1725

Bühnenwerke

Oper
  • 20. Juni: Das scherzhafte Singspiel in fünf Akten Der Hamburger Jahrmarkt oder Der glückliche Betrug von Reinhard Keiser auf das Libretto von Johann Philipp Praetorius wird uraufgeführt.
  • 28. August: Die Uraufführung der Oper Semiramide in Ascalona von Antonio Caldara mit dem Libretto von Apostolo Zeno findet in Wien statt.
  • 27. September: Das musikalische Lustspiel Pimpinone oder Die ungleiche Heirat von Georg Philipp Telemann wird gleichzeitig mit einer deutschen Bearbeitung von Händels Tamerlano am Theater am Gänsemarkt in Hamburg uraufgeführt. Das Libretto stammt von Johann Philipp Praetorius nach einer Vorlage von Pietro Pariati. Das Werk weckt Begeisterung beim Publikum und wird Telemanns größter Bühnenerfolg.
  • 22. Oktober: Uraufführung des Singspiels in fünf Akten mit Prolog Die Hamburger Schlacht-Zeit, oder Der mißgelungene Betrug von Reinhard Keiser auf das Libretto von Johann Philipp Praetorius am Theater am Gänsemarkt in Hamburg. Die Oper wird nach einmaliger Aufführung von der Behörde verboten
  • 4. November: Die Uraufführung der Oper Il Venceslao von Antonio Caldara mit dem Libretto von Apostolo Zeno findet am Hoftheater in Wien statt.
  • 26. Dezember: Nicola Porporas Oper Siface mit dem Libretto von Pietro Metastasio wird am gleichen Abend am Teatro Regio Ducale in Mailand und am Teatro San Giovanni Crisostomo in Venedig uraufgeführt.
  • Jacques AubertLa Reine des Péris (Libretto von Fuzelier; Uraufführung in Paris)
  • Benedetto Marcello
    • Le nozze di Giove e Giunone (Serenata; Uraufführung in Wien unter dem Titel Nasce per viver zum Namenstag von Karl VI.)
    • Calisto in orsa (Pastorale, Uraufführung voraussichtlich 1725)
  • Nicola Antonio Porpora
    • Siface (Libretto von Pietro Metastasio; Uraufführung in Mailand und Venedig)
    • Didone abbandonata (Libretto von Pietro Metastasio; Uraufführung in Reggio nell’Emilia)
  • Antonio Vivaldi
    • L’inganno trionfante in amore (RV 721, komponiert spätestens 1725)
    • Didone abbandonata (Pasticcio, RV Anh. 118)
    • L’innocenza giustificata (Pasticcio, RV Anh. 120)[1]
Oratorium
  • Johann Sebastian Bach – Oster-Oratorium (BWV 249)[2]
  • Francesco FeoPer i Defunti
  • Johann MatthesonDas gottseelige Geheimniß (Libretto von Neumeister; Uraufführung in Hamburg)
  • Georg Philipp Telemann – Jesu, deine tiefen Wunden (TWV 5:10)

Instrumentalmusik

Orchestermusik

Kammermusik

  • Giuseppe Matteo Alberti – 12 Sinfonie a quattro op. 2 (Le Cène, Amsterdam 1725)
  • Willem de Fesch – Op. 4: 6 Sonate für Violine und Basso continuo (B. c.), 6 Sonate für 2 Violoncelli (1725; publiziert im Selbstverlag Amsterdam 1726)
  • Georg Friedrich Händel
    • Flötensonate g-Moll (HWV 360, komponiert 1725–26)
    • Flötensonate F-Dur (HWV 369, komponiert 1725–26)[3]
  • Marin MaraisPièces de viole, 5. Buch (1725; Stücke für Gambe solo und b.c.)

Tastenmusik

Cembalo u. ä.

Orgel

  • Johann Sebastian Bach – genaue Entstehungszeit der meisten Orgelwerke ist nicht bekannt.[2]

Vokalmusik

Geistlich

Weltlich

Lehrwerke

Instrumentenbau

  • Zacharias Hildebrandt stellt die Orgel in der Evangelischen Kirche in Liebertwolkwitz fertig.
  • Gottfried Silbermann vollendet die Orgel in der Stadtkirche St. Petri und Pauli in Reichenbach im Vogtland, die er 1723 begonnen hatte.
  • In der Werkstatt von Antonio Stradivari werden die Violinen Brancaccio, Chaconne, Wilhelmj und Tartini (ca. 1720 bis 1725) sowie die Violoncelli Chevillard, „Gallay, Vaslin, La Belle Blonde“ und Baudiot gefertigt.

Geboren

Geburtsdatum gesichert

Genaues Geburtsdatum unbekannt

Alessandro Scarlatti

Gestorben

Todesdatum gesichert

  • 26. Januar: Silvio Stampiglia, italienischer Dichter und Librettist, kaiserlicher Hofdichter (* 1664)
  • 06. Februar: Johann Philipp Krieger, deutscher Komponist, Organist und Kapellmeister (* 1649)
  • 14. Februar: Ferdinand Fischer, österreichischer Lautenspieler, Komponist, Musikarchivar und Geistlicher (* 1652)
  • 12. Juni: Mathias Öttl, deutsch-österreichischer Komponist und Chorregent (* 1675)
  • 14. September: Ortensio Mauro, italienischer Schriftsteller und Librettist (* 1634)
  • 24. September: Pierre Chédeville, französischer Musette-Virtuose (* 1694)
  • 24. Oktober: Alessandro Scarlatti, italienischer Komponist (* 1660)

Genaues Todesdatum unbekannt

Siehe auch

Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik
Commons: Musik 1725 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Opernlibretti 1725 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Antonio Vivaldi – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 10. Dezember 2018. 
  2. a b Johann Sebastian Bach – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 10. Dezember 2018. 
  3. Georg Friedrich Händel – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassik.info. Abgerufen am 10. Dezember 2018.