Neurogene Blase

Klassifikation nach ICD-10
N31.9 Neuromuskuläre Dysfunktion der Harnblase, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Neurogene Blase bezeichnet eine Sonderform der Blasenentleerungsstörung aufgrund einer Störung der Nervenversorgung (neurogen) der Harnblase und/oder des Zusammenspiels von Muskelkontraktion der Blasenwand und Erschlaffung des Blasensphinkters. In der Regel liegt eine Rückenmarksschädigung, seltener eine Schädigung des Nervengeflechtes vor dem Kreuzbein (Plexus lumbosacralis) zugrunde.

Verbreitung

Angeboren findet sich die Erkrankung z. B. bei Meningomyelozelen.

Die Häufigkeit erworbener neurogener Harnblasenstörung nimmt mit dem Alter zu, bei Frauen stärker als bei Männern.[1]

Pathologie

Je nach Ort der zugrundeliegenden Schädigung kann unterschieden werden:[1]

  • oberhalb des Hirnstammes:
    • Überaktivität des Detrusors
    • Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie
    • erhaltene Kontrolle über die Entleerung
  • unterhalb von Th6:
    • akut: spinaler Schock und Atonie
    • Hyperreflexie mit Detrusor-Sphinkterdyssynergie
  • oberhalb Th6 zusätzlich Sphinkterdyssynergie
  • Kreuzbein oder Plexus lumbosacralis:
    • Verminderte Aktivität des Detrusors
    • erhöhtes Blasenvolumen
    • variable Restaktivität des Sphinkters ohne Dyssynergie

Ursachen

Als Ursache kommen alle Erkrankungen infrage, die die motorische und sensorische Nervenversorgung von Blase und Schließmuskel betreffen.

Klinische Erscheinungen

Für Patient und Pflege relevant ist die Kontinenz, zur Vermeidung von Komplikationen wesentlich ist eine Unterscheidung in

Diagnose

Ultraschall-Längsschnitt durch eine Harnblase mit Trabekulierung bei Neurogener Blase

Ein wichtiges Zeichen in der Bildgebung ist die Blasenwandverdickung, insbesondere eine Trabekulierung (unregelmäßige Zähnelung) der Wand. Zur weiteren Abklärung stehen sonografische Restharnbestimmung, Urodynamische Untersuchungen, MCU zur Verfügung.[2]

Differentialdiagnose

Abzugrenzen sind: Überaktive Blase, Dysfunktionale Miktion, Benigne Prostatahyperplasie, Harnblasentumoren, Harnblasensteine, Infektionen wie akute Zystitis.

Therapie

Die Behandlung besteht in täglich mehrfacher Entleerung der Harnblase mit einem Einmalkatheter, um Komplikationen wie Nierenschädigung durch Reflux und Harnwegsinfekte zu vermeiden. Auch eine Botox-Injektion stellt zumindest für einen Teil der Patienten eine mögliche Therapie dar.[1]

Literatur

  • W. Schuster, D. Färber (Hrsg.): Kinderradiologie. Bildgebende Diagnostik. Band 2. Springer, 1996, ISBN 3-540-60224-0, S. 706.
  • A. Sigel, R.-H. Ringert (Hrsg.): Kinderurologie. Springer 2001, ISBN 978-3-662-08081-8 (Print), ISBN 978-3-662-08080-1 (Online), S. 172.

Einzelnachweise

  1. a b c D. Manski: Neurogene Inkontinenz. Urologielehrbuch.de
  2. D. Manski: Urodynamik. Urologielehrbuch.de
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!