Herbert Yardley

Herbert Yardley
Herbert Yardley in der Bildergalerie der Hall of Honor (obere Reihe dritter von links)

Herbert Osborne Yardley (* 13. April 1889 in Worthington, Indiana; † 7. August 1958) war ein US-amerikanischer Kryptologe.

Yardley war der Sohn eines Stationsvorstehers und Telegraphisten der Eisenbahn. Er brach sein Studium an der University of Chicago ab, um wieder in seinem Heimatort Worthington als Telegraphist zu arbeiten und trat 1912 in den Staatsdienst, wo er zunächst als Telegraphist und Kodierer im Auswärtigen Amt arbeitete. Im Ersten Weltkrieg war er als Reserveoffizier Kryptograph im US-amerikanischen Expeditionskorps in Frankreich. Dabei gelang es ihm, auch die eigenen US-amerikanischen Codes zu entziffern, worüber er im Mai 1916 ein Memorandum verfasste. Yardley verpflichtete den führenden Anbieter von Telegraphie, Western Union, ihm die Telegramme aller ausländischen Botschaften vorzulegen.[1] Gleichzeitig überzeugte er seine Vorgesetzten, eine eigene Abteilung zur Kryptanalyse ausländischer Verschlüsselungen einzurichten, die Abteilung MI-8 des Signal Corps, die er ab Juni 1917 leitete. Nach dem Krieg setzte er diese Arbeit im Cipher Bureau (genannt Black Chamber) in New York City im Auftrag des Auswärtigen Amts (State Department) und der US-Armee fort. Ihre Hauptaufgabe war die Entzifferung der japanischen Codes, was Yardley nach einem Jahr gelang. Der dadurch erworbene Informationssprung zahlte sich insbesondere 1921/22 während der Washingtoner Verhandlungen zur Begrenzung der beiderseitigen Kriegsschiff-Flotten (Washington Naval Conference) aus.

Im Oktober 1929 wurde das Cipher Bureau vom US-Außenminister Henry L. Stimson geschlossen (Gentlemen lesen nicht anderer Leute Post, Gentlemen do not read each other’s mail). Yardley hatte ihn zuvor mit der Bemerkung provoziert, er sei in der Lage sämtliche Post des Vatikan zu lesen. Yardley verfasste daraufhin seine Erinnerungen in dem 1931 erschienenen Buch The American Black Chamber, das ein Bestseller wurde, nicht nur in den USA, sondern zum Beispiel auch in Japan. Da er darin auch ausländische Regierungen auf Schwachstellen in ihren Verschlüsselungsmechanismen aufmerksam machte, erregte er den Unwillen der US-Regierung, die ihn zwar juristisch nicht verfolgen konnte, mit ihm aber künftig auch nicht mehr zusammenarbeitete. 1938 bis 1940 arbeitete er für die Chinesen, denen er half, japanische Codes zu entziffern (worüber er das Buch The Chinese Black Chamber schrieb, das erst 1983 erschien), und 1941 kurz für die kanadische Regierung, für die er eine kryptographische Abteilung beim nationalen Forschungsrat aufbaute. Er musste aber dann auf Druck der US-Regierung gehen.

Yardley schrieb danach noch drei Detektiv- und Spionageromane (The Blonde Countess, Red Sun of Nippon, Crows Are Black Everywhere), war Drehbuchautor und technischer Berater für Filme und schrieb einen Bestseller über das Pokern (Education of a Poker Player, 1957).

1999 wurde er in die Hall of Honor (Ehrenhalle) der NSA (National Security Agency) aufgenommen.

Literatur

  • David Kahn: The Code Breakers – The Story of Secret Writing. Macmillan USA, Reissue 1974, ISBN 0-02-560460-0
  • David Kahn: The Reader of Gentlemen's Mail: Herbert O. Yardley and the Birth of American Codebreaking, Yale University Press, 2004.

Einzelnachweise

  1. Marcel Rosenbach et al.: Der NSA-Komplex. Edward Snowden und der Weg in die totale Überwachung. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014, ISBN 978-3-421-04658-1, S. 96. 
Geehrte in der Hall of Honor

1999: William F. Friedman | Elizebeth S. Friedman | Herbert O. Yardley | Laurance Safford | Frank B. Rowlett | Abraham Sinkov | Solomon Kullback | Ralph J. Canine

2000: Louis W. Tordella | Joseph J. Rochefort | Agnes Meyer Driscoll

2001: Howard C. Barlow | Mahlon E. Doyle | Sydney Jaffe | John E. Morrison

2002: Thomas H. Dyer | Norman Wild | Richard A. Leibler | Mitford M. Mathews | Charles C. Tevis | Julia Ward

2003: Lambros D. Callimahos | Lowell K. Frazer | Juanita Moody | Howard E. Rosenblum

2004: Dorothy T. Blum | James R. Chiles | Meredith Gardner | John Tiltman

2005: William Blankinship | Francis Raven | Arthur Salemme | Joseph N. Wenger

2006: Bernard Ardisana | Edward A. Everett | Cecil J. Phillips | James W. Pryde | Thomas E. Tremain

2007: Jacob Gurin | Robert J. Hermann | Samuel S. Snyder | Milton Zaslow

2008: Benson K. Buffman | Chareles L. Gandy | Alfred M. Gray | Oliver R. Kirby | Donald M. Showers

2009: Richard A. Day | Minnie M. Kenny | Doyle E. Larson | Arthur J. Levenson

2010: Joseph Amato | David Boak | Genevieve Grotjan Feinstein | Leo Rosen

2011: William D. Coffee | Joseph Desch | Parker Hitt | Laura Holmes

2012: Ann Caracristi | Robert Drake | Ronald Hunt | Juliana Mickwitz

2013: Vera Ruth Filby | Richard Proto | Washington Wong | Native American Code Talkers

2014: Frank Austin | Walter Deeley | Howard Ehret | Marian Rejewski | Alan Turing

2015: Ralph W. Adams, Jr. | Charles R. Lord | William O. Marks | Robert J. McNelis | Virginia Jenkins Riley

2016: Gerald Hale | Leonard T. Jones

2017: Mary H. Budenbach | Dennis M. Chiari | Frank E. Herrelko | Bobby R. Inman | Floyd L. Weakley

2018: Hilda Faust Mathieu | Michael J. Jacobs | Richard L. Bernard | Seymour R. Cray | Whitney E. Reed | Hilda Faust Mathieu

2019: Edward M. Drake | Harry Kidder | Alva Bryan Lasswell | Kenneth A. Minihan

2020: George R. Cotter | David Kahn | Barbara A. McNamara | Whitfield Diffie | Lester K. Myers

2021: Jack C. Mortick | Joseph E. Gilligan, Jr. | Clifford Cocks, James Ellis und Malcolm Williamson

2022: Eunice Russell Willson Rice | Youn P. Kim | Richard George | Robert Orestes Ferner

2023: Evelyn Akeley | James Lovell | Joseph Mauborgne | James Radford | Harry Rashbaum

Normdaten (Person): GND: 12930638X (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n82219289 | VIAF: 32249469 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Yardley, Herbert
ALTERNATIVNAMEN Yardley, Herbert Osborne (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Kryptologe
GEBURTSDATUM 13. April 1889
GEBURTSORT Worthington (Indiana)
STERBEDATUM 7. August 1958