BMW R 39

BMW
BMW R 39
BMW R 39
BMW R 39
R39
Hersteller: BMW
Bauzeit: 1925–1928
Stückzahl: 855
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: keines
Technische Daten
Motor: 1-Zylinder Otto 4-Takt Motor
Hubraum: 247 cm³
Leistung: 6,5 PS (4,8 kW) bei 4000 min−1
Getriebe: 3-Gang Handschaltung
Antrieb: Wellenantrieb
Leergewicht: 110 kg
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Bremsen: Trommelbremse, Außenbackenbremse am Getriebe
Tankinhalt: 10 l
Kraftstoffverbrauch: ca. 2,5 l/100 km

Das im Jahr 1925 erschienene Modell R 39 war das erste Einzylinder-Motorrad aus dem Hause BMW, konzipiert als sportliche Maschine mit einem Motor mit hängenden Ventilen (OHV-Bauart).

Geschichte

Entwicklung

BMW entwickelte im Jahr 1924 die R 39 für die 250-cm³-Klasse. Anlässlich der Deutschen Automobilausstellung in Berlin im Dezember 1924 präsentierte der Motorradhersteller das erste Einzylindermodell des Unternehmens.[1]

Sportliche Erfolge

Josef Stelzer gewann schon im ersten Produktionsjahr 1925 die Deutsche Straßenmeisterschaft des DMV in der 250-cm³-Klasse auf einer R 39.[1]

Vermarktung

Die Ausführung der R 39 unterschied sich nicht wesentlich vom gleichzeitig vorgestellten großen Zweizylinder R 37. Das verursachte ein Kostenproblem, weswegen nur 855 Einheiten zum Preis von 1870 Reichsmark[2] produziert werden konnten – die seitengesteuerte R 32 kostete 2.200 Reichsmark.[2] Die Ende 1925 vorgestellte R 42,[3] war gegenüber der R 37 in vielen Details verbessert und kostete trotz gesteigerter Leistung 700 Reichsmark weniger – Lichtanlage, Hupe und Tacho waren serienmäßig.[4]

Bereits im Jahr 1927 wurde die Produktion der R 39 eingestellt; die Konstruktion mit eingepresster Laufbuchse und relativ hoch liegender Nockenwelle wurde nicht weiter verfolgt. BMW baute erst ab 1931 wieder mit der R 2 einen konstruktiv völlig neuen Einzylinder.

Technik

Das Motorrad erschien in der damals gängigen BMW-Bauform, mit einem Stahlrohrrahmen und der gezogenen Kurzschwinggabel für die Führung des Vorderrades.

Motor

Motor der BMW R 39

Der Motor mit hängenden Ventilen leistete 6,5 PS (4,8 kW) bei 4000 min−1.[5]

Motorgehäuse

Das Motorgehäuse war horizontal teilbar. Ein Zwischenzahnrad links oberhalb der Kurbelwelle trieb die noch eine Ebene höher liegende Nockenwelle an, deren hinteres Ende wiederum die Zündanlage hinter dem Zylinder antrieb. Der Zylinder aus Aluminium mit eingepresster Laufbuchse aus Stahl war an das Motorgehäuse angegossen.

Zylinderkopf

Der Zylinderkopf entsprach dem rechten Kopf der R 37.[6] Die Nockenwelle öffnete über kurze Stößel, Stoßstangen und rollengelagerte Kipphebel die Ventile. Die Schmierung wurde über die Entlüftung des Kurbelgehäuses sichergestellt.[7]

Antrieb

Die R 39 hatte ein handgeschaltetes Getriebe mit Antriebswelle auf der rechten Seite des ungefederten Hinterrades. BMW bezeichnete die Kraftübertragung vom Getriebe zum Hinterrad als „Kardanantrieb“, die Antriebswelle als „Kardanwelle“ und das Getriebegehäuse am Hinterrad als „Kardangehäuse“ – technisch richtig war es lediglich ein Wellenantrieb des Hinterrades, da es keine Kardangelenke gab.[8] Das horizontal teilbare Getriebegehäuse war direkt an das Motorgehäuse angeflanscht. Die Eingangswelle mit drei Gängen wurde direkt von der Einscheiben-Trockenkupplung im Schwungrad der Kurbelwelle angetrieben. Die Ausgangswelle trieb über eine Hardyscheibe in direkter Verlängerung die Antriebswelle an. Der Kickstarter wurde rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse betätigt. Das Kegelradgehäuse des Hinterradantriebs war leichter und kleiner als bei den Zweizylinder-Motorrädern ausgeführt.[8]

Fahrwerk

Das Fahrwerk war ein Rohrrahmen ohne Hinterradfederung, die Vordergabel war eine gezogene Kurzschwinge mit Blattfederung.[9] Die Hinterradbremse war erstmals bei BMW als sogenannte „Kardanbremse“ ausgeführt, die auf den Außenring der Hardyscheibe wirkte.[10][7]

Technische Daten

Kenngrößen Daten der R 39[7]
Bohrung 68 mm
Hub 68 mm
Hubraum 247 cm³
Leistung 6,5 PS (4,8 kW) bei 4000 min−1
Höchstgeschwindigkeit 90 km/h
Leergewicht 110 kg
Tankinhalt 10 l

Siehe auch

Literatur

  • Erwin Tragatsch: Alle Motorräder 1894–1981. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-87943-410-7.
  • Udo Stünkel: BMW-Motorräder Typenkunde : Alle Serienmodelle ab 1923. Delius Klasing, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-2451-4. 
Commons: BMW R 39 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • BMW R 39. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 10. Dezember 2015 (Dossier des BMW Group Archivs). 

Einzelnachweise

  1. a b BMW präsentiert die R 39, das erste Einzylindermodell der Marke BMW. In: BMW Geschichte. BMW AG, 10. Dezember 1924, abgerufen am 11. Dezember 2015 (Text im BMW Group Archiv): „Auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin (10. - 18. Dezember 1924) präsentiert BMW mit der R 39 das erste Einzylindermodell.“ 
  2. a b Preisliste Nr.28 für BMW-Motorräder R 32, R 39, R 37 und den Seitenwagen S 38. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1925, abgerufen am 10. Dezember 2015 (Dokument im BMW Group Archiv): „B.M.W. Einzylinder-Modell 0,9/6 PS“ 
  3. BMW präsentiert die R 42. In: BMW Geschichte. BMW AG, 26. November 1925, abgerufen am 19. Mai 2023 (Dokument im BMW Group Archiv): „Auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin (26. November - 6. Dezember 1925) präsentiert BMW mit der R 42 das Nachfolgemodell der R 32“ 
  4. BMW-Tourenrad, Typ R 42, 500 ccm, 12 PS. In: BMW Geschichte. BMW AG, September 1926, abgerufen am 19. Mai 2023 (Dokument im BMW Group Archiv): „Das neue B.M.W.-Tourenrad Type R 42 ist die moderne Fortentwickelung der in den letzten beiden Jahren in vielfachen Rennen und Zuverlässigkeitsfahrten bewährten Tourenräder Type R 32.“ 
  5. BMW R 39 Motor. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1925, abgerufen am 11. Dezember 2015 (Foto im BMW Group Archiv). 
  6. Ersatzteil-Liste und Tafeln für das BMW-Sportrad Type R 37. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1925, abgerufen am 19. Mai 2023 (Ersatzteilliste mit Bildern, 23 Seiten). 
  7. a b c B.M.W. Einzylinder-Kraftrad Type R 39 Anhang zum B.M.W.-Handbuch. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1925, abgerufen am 11. Dezember 2015 (Handbuch mit Bildern, 7 Seiten). 
  8. a b Ersatzteil-Liste und Tafeln für das B.M.W. Einzylinder-Kraftrad Type R 39. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1925, abgerufen am 10. Dezember 2015 (Ersatzteilliste mit Bildern, 49 Seiten). 
  9. BMW R 39: Zeichnung für Typenbescheinigung. In: BMW Geschichte. BMW AG, 31. Juli 1924, abgerufen am 11. Dezember 2015 (Zeichnung im BMW Group Archiv). 
  10. BMW R 39 Kardanbremse. In: BMW Geschichte. BMW AG, 1985, abgerufen am 10. Dezember 2015 (Detailfoto der Kardanbremse). 


Zeitleiste BMW-Vorkriegsmotorräder
Klasse Typ 1920er 1930er 1940er
3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5
bis 250 cm³ Tourenmotorrad R 2 R 20
R 23
Sportmotorrad R 39
bis 500 cm³ Tourenmotorrad R 32 R 42 R 52 R 4
R 3 R 35
Sportmotorrad R 37 R 47 R 57 R 5 R 51
bis 750 cm³ Tourenmotorrad R 62 R 11 R 12 R 71
R 6 R 61
Sportmotorrad R 63 R 16 R 17 R 66

Prototypen, Rennmotorräder R 7 R 36
WR 750 R 51 RS

Militärmotorräder R 12
R 75 Gespann
V
Ältere BMW-Motorräder
Vorkriegszeit
Einzylinder

R 39 • R 2R 3R 4R 35R 20R 23R 36 (Prototyp)

Boxer

R 32R 37R 42R 47R 52R 57R 62R 63R 11R 16R 7 (Prototyp)R 12R 17R 5R 6R 51R 61R 66R 71WR 750 (Rennmotorrad)RS 500 Kompressor

Zweiter Weltkrieg

R 75 Gespann (Wehrmachtsgespann)

Nachkriegszeit

R 10 (Prototyp) • R 24R 25R 25/2R 25/3R 51/2R 51/3R 67/2R 68

Vollschwingen-BMW
1955–1969

R 26R 27R 50RS 54 (Rennmotorrad)R 60R 69R 50/2R 60/2R 50 SR 69 S

„Strich-Fünfer“
1969–1973

R 50/5R 60/5R 75/5

„Strich-Sechser“
1973–1976

R 60/6R 75/6R 90/6R 90 S

„Strich-Siebener“
1976–1985

R 60/7R 75/7R 80/7R 100/7R 100 SR 100 RSR 100 RTR 100 CS

„Kleine“ Zweiventil-Boxer
1978–1985

R 45R 65R 65 SR 65 GS

Zweiventil-Boxer
1980–1997
Vierventil-Boxer (1. Generation)
1993–2006

R 850 GSR 850 RTR 850 R / R ComfortR 850 CR 1100 RR 1100 RSR 1100 SR 1100 GSR 1100 RTR 1150 RTR 1150 RR 1150 R RocksterR 1150 RSR 1150 GSR 1150 GS AdventureR 1200 CR 1200 CL

Vierventil-Boxer (2. Generation)
2004–2013

R 1200 SR 1200 STR 1200 GSR 1200 GS AdventureR 1200 RR 1200 RT

Vierventil-Boxer (R nineT)
2014-2023

R nineTR nineT PureR nineT ScramblerR nineT RacerR nineT Urban G/S

Wasser-Boxer (1. Generation)
2013–2019

R 1200 GSR 1200 GS AdventureR 1200 RTR 1200 R

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seit 1993
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seit 1983
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